Wachaufestspiele Weißenkirchen: Multiple Liebesirrungen rund um das Donauweibchen

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„Keine Ruh‘ für‘s Donauweibchen”: Serge Falck, Margot Ganser-Skofic, Stephan Paryla-Raky, Leila Strahl, Michaela Ehrenstein, Michael Duregger, Katrin Fuchs, Eva-Christina Binder (Foto: Rolf Bock)

„Keine Ruh‘ für‘s Donauweibchen” lautet der Titel der diesjährigen ersten großen Produktion der Wachaufestspiele, und der Name ist Programm: Susanne Felicitas Wolf hat mit ihrem Auftragswerk eine wahrlich zauberhafte Komödie rund um turbulente Liebesirrungen im Weißenkirchen zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen.

Marcus Strahl, der heuer sein 15-jähriges Jubiläum als Intendant der Wachaufestspiele feiert, ist mit Wolfs Komödie als Uraufführung ein veritabler Glücksgriff gelungen. Nicht nur ist die Handlung des Stücks, das sprachlich an vielen Stellen an die große Kunst von Johann Nestroy erinnert, in Weißenkirchen angesiedelt, auch der Teisenhoferhof als Ort der Aufführung, ein Baujuwel aus dem 13. Jahrhundert, spielt in der Inszenierung von Serge Falck eine wichtige Rolle.

In ihrer „Herz-Schmerz-Sagen-Komödie” (so verheißt es das Programmheft) bettet Autorin Wolf die Legende rund um das sagenumwobene Donauweibchen sowie historische Fakten ein – in der Schlacht bei Dürnstein kämpften im Jahre 1805 russische Soldaten gegen Truppen der Napoleonischen Armee, Weißenkirchen war dabei ein Stützpunkt der Franzosen.

„Keine Ruh‘ für‘s Donauweibchen”: Waltraut Haas als Erzählerin (Foto: Rolf Bock)

Die frei erfundene Handlung setzt Monate nach den Kriegshandlungen ein, die ihre Spuren in der Region hinterlassen haben. Im ortseigenen Wirtshaus „Zum Donauweibchen” sind die Vorräte knapp geworden, deshalb kredenzt die resche Wirtin Mizzi Rosenberger ihren Gästen vorzugsweise Knödel mit Knödel und Einbrenn‘. Ihr zur Seite steht die charmante und nach Sicherheit trachtende Schankgehilfin Lisa, deren vorrangiges Bestreben es ist, möglichst bald (und wohlhabend) unter die Haube zu kommen. Weinhauer Leopold wäre der geeignete Kandidat, jedoch kann sich dieser nicht so recht zu einem Heiratsantrag durchringen. Mit der Ankunft der reichen russischen Witwe Olga und ihrem Diener Dimitri hat die Beschaulichkeit ein Ende: Olga ist auf der Suche nach ihrem Landsmann und Verlobten, der nach der Schlacht um Dürnstein vermisst wird, und als die Reisetasche samt Barvermögen der reichen Russin verschwindet, gerät die Welt im historischen Weißenkirchen vollends aus den Fugen. Lisa wendet sich ihrerseits dem begüterten Privatier Stierschneider zu, was den armen Leopold dazu veranlasst, sich aus Gram in die Donau zu stürzen, und auch Olga tut es ihm gleich, unglücklich wegen ihres Verlobten, der sie nachweislich betrogen hat. Doch hier hat das Donauweibchen noch ein Wörtchen mitzureden: Es rettet die beiden Lebensmüden aus den Fluten und, mehr noch, zieht die Fäden, was für weitere Verwicklungen sorgt…

Mit viel Liebe zum sprachlichen Detail hat sich Susanne Felicitas Wolf ans Werk gemacht und die Charaktere in ihrem Stück (das man zu gerne nachlesen möchte!) mit allen Möglichkeiten der dichterischen Darstellung ausgestattet: Da wird ge(stab-)reimt, ganz „konkret” und genüsslich mit einzelnen Wörtern gespielt und in Nestroyscher Manier dem Sprachschatz gehuldigt. Auch dramaturgisch überzeugt das „Donauweibchen”, mit gut gesetzten Spannungsbögen geht die Handlung flott voran.

„Keine Ruh‘ für‘s Donauweibchen”: Serge Falck, Katrin Fuchs, Martin Gesslbauer (Foto: Rolf Bock)

Serge Falck, der mit dieser Produktion sein Regiedebüt gibt, bezieht alle diese (Plus-)Punkte in seine Inszenierung mit ein und sorgt mit seinem höchst spielfreudigen Ensemble für dynamisches Treiben auf der Bühne. Auf großartige Weise kommt auch der Teisenhoferhof zur Geltung, als Hintergrund der Bühne, aber auch dank seiner imposanten Arkaden. Martin Gesslbauer hat ein praktikables Bühnenbild geschaffen, das Platz für das Salettl des Weinhauers Leopold, aber auch für die Rosenbergersche Gastwirtschaft bietet. In edle und teils fantasievolle Kostüme (das Donauweibchen betreffend) hat Christine Zauchinger das Ensemble gewandet.

Das zehnköpfige Ensemble ist mit großem Elan bei der Sache: Leila Strahl und Stephan Paryla-Raky überzeugen als russische Witwe Olga und ihr Diener Dimitri (beide mit grandios durchgehaltenem Akzent), die die amourösen Verwicklungen erst so richtig in Gang setzen. Serge Falck gefällt als verzweifelter Weinhauer Leopold, der seine liebe Not mit den Frauen hat. Margot Ganser-Skofic gestaltet eine sehr energische, aber auch lebenskluge Annamirl, die ein Leben als Eremitin führt. Eine resolute und emanzipierte Wirtin Mizzi Rosenberger verkörpert Michaela Ehrenstein. Katrin Fuchs gibt eine reizvolle Schankgehilfin Lisa, die sich bei der Suche nach dem richtigen Ehegatten sehr schnell von materiellen Argumenten überzeugen lässt. Als wankelmütiger Privatier und Vatersöhnchen aus reichem Haus glänzt Martin Gesslbauer. Michael Duregger wiederum brilliert als linkischer Fischer Brösel, der als überschäumend eloquenter Poet Frauenherzen höher schlagen lassen will. In der Rolle des Donauweibchens, das gescheiterten Individuen wieder auf die Beinen helfen will, beeindruckt Eva-Christina Binder. Sehr berührend agiert nicht zuletzt Waltraut Haas als Erzählerin.

Unter der musikalischen Leitung von Elena Gertcheva (Musikauswahl, Arrangements und Einstudierung) zaubern Gudula Urban (Violoncello), Winfried Aichner (Klarinette), Balazs Schwartz (Violine) und Gertcheva selbst am Piano die zur Historie passende Atmosphäre.

Eine rundum gelungene Produktion!

Wachaufestspiele Weißenkirchen: „Keine Ruh‘ für‘s Donauweibchen”, Teisenhoferhof, jeweils freitags und samstags (Beginn: 20 Uhr), sowie sonntags (Beginn: 19 Uhr) bis 24. August. Familienvorstellungen am 17. und 24. August (Beginn: jeweils 16 Uhr)

Weitere Informationen: www.wachaufestspiele.com