Es hätte ein großer Coup werden sollen, den das ungleiche Brüder-Trio landen wollte: Voller Tatendrang, aber planlos entführen die Brüder Herbert, Theo und Wolfi die Ex-Chefin ihrer Mutter. Die schwerreiche Industrielle hatte es gewagt, ihre ehemalige langjährige Angestellte urplötzlich zu kündigen und darüber hinaus aus ihrer Dienstwohnung zu werfen. Die Rache sollte also auf dem Fuß folgen, und so landet die profitsüchtige Unternehmerin als Geisel just in der schäbigen Unterkunft, in der bis vor Kurzem noch ihre Mitarbeiterin wohnte.
Doch da hat das Trio nicht mit dem Sohn der hartherzigen Frau Papenburg gerechnet: Dieser hat selbst eine Rechnung mit seiner Mutter offen, die ihn, nach seiner Meinung, lieblos und desinteressiert aufgezogen hätte. Somit ist klar: Papenburg junior verweigert die Lösegeldzahlung, und die drei Möchtegern-Ganoven schauen durch die Finger. Welche Allianzen ab da gebildet werden, hat Stefan Vögel (geboren 1969 in Bludenz) in „Alles für Mama“ (uraufgeführt 2009) mit liebenswerten Charakteren und witzigen Wendungen illustriert.
„Alles für Mama“: Gesellschaftskritik mit viel Humor
In der Komödie am Kai bringen die Regisseurinnen Sissy Boran und Andrea Eckstein das Stück in einer höchst vergnüglichen und temporeichen Inszenierung auf die Bühne. Der direkte Vergleich mit Vögels „Die Niere“ zeigt, wie facettenreich der Autor sein Handwerk versteht: „Alles für Mama“ entwickelt sich, im Lauf der Handlung, als durchaus gesellschaftskritisches Stück, das mit viel Humor aufzeigt, dass man das wirklich Wichtige im Leben nicht mit Geld kaufen kann.
Das fünfköpfige Ensemble brilliert im trist anmutenden Wohnzimmer der renovierungsbedürftigen Dienstwohnung (Bühnenbild: Martin Gesslbauer, Kostüme: Petra Teufelsbauer): Irene Budischowsky ist die resolute Chefin, die sich, gekidnappt und mit Handschellen an ein Heizungsrohr fixiert, als Geisel wiederfindet, und dennoch gleich die Zügel in die Hand nimmt. Blickdichte Strumpfhosen auf den Köpfen der Entführer und vertauschte Tarnnamen sorgen dafür, dass die gesetzwidrige Aktion nicht wie geplant klappt. Die Vorhaltungen ihres Sohnes Christian (Rafael Witak), dass sie sich nicht ausreichend um ihn gekümmert hätte und die Geschicke des Familienunternehmens immer vordringlicher gewesen wären, kommen für Frau Papenburg sehr überraschend. Doch tatsächlich ist sie nicht so hartgesotten wie sie vorgibt und lernt dazu, als Christian ihr von seinen Kindheitserinnerungen erzählt: Statt seinen Lieblingsteddy, der kaputt war, zu reparieren, erhielt er einen nagelneuen. Gefühle lassen sich nun einmal nicht mit Geld aufwiegen, das ist jene Lektion, die die Firmenchefin als Mutter lernen muss.
Das Brüder-Trio wiederum weiß, wie schwer es ihre alleinerziehende Mutter hatte, die noch dazu nicht einmal eine Abfertigung bei ihrer Kündigung bekam. Rochus Millauer als tonangebender Herbert, Victor Kautsch als ängstlicher Theo und Felix Millauer als draufgängerischer Wolfi verkörpern liebenswert-patscherte Entführer, die alle Hebel in Bewegung setzen, um die Ungerechtigkeit, die ihrer Mama widerfahren ist, heimzuzahlen.
Fazit: Wer wissen will, wie das herrlich gespielte Stück ausgeht und ob sich eine Versöhnung im Hause Papenburg anbahnt, dem sei ein Besuch in der Komödie am Kai wärmstens empfohlen!
„Alles für Mama“: Bis 23. März 2024 in der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29), täglich außer Sonntag und Montag, Beginn jeweils: 20 Uhr. Zusatzvorstellung: Sonntag, 10. März, um 16 Uhr.
Weitere Informationen: www.komoedieamkai.at, Karten unter: tickets@komoedieamkai.at