Theater Center Forum: Köstlicher Holunderwein und seine tragischen Folgen

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„Arsen und Spitzenhäubchen“ im Theater Center Forum: Simon Brader als Mortimer, Susanne Pichler und Lotte Loebenstein als Martha und Abby Brewster (Foto: Maria Steinberger)
„Arsen und Spitzenhäubchen“ im Theater Center Forum: Simon Brader als Mortimer, Susanne Pichler und Lotte Loebenstein als Martha und Abby Brewster (Foto: Maria Steinberger)

Bei Donnergrollen betritt ein neuer Gast das Haus der beiden Brewster-Schwestern: Mr. Hoskins, alleinstehend und auf der Suche nach einer Unterkunft, möchte bei Abby und Martha Quartier beziehen. Doch noch bevor es dazu kommt, wird er zur Verkostung des hauseigenen Holunderweins verführt: Dieser schmeckt dem älteren Herrn zwar köstlich, jedoch, da mit Arsen versetzt, führt er unweigerlich zum Tode.

Doch Mr. Hoskins ist beileibe nicht das erste Opfer – schon elf andere ältere einsame Herren, die im Hause Brewster wohnten, wurden von den beiden Schwestern in die ewigen Jagdgründe befördert, um sie von ihrem traurigen Schicksal zu erlösen. Neffe Mortimer, ein Theaterkritiker, frisch verlobt und bis dato ahnungslos, was die Umtriebe seiner beiden Tanten betrifft, setzt eine Kettenreaktion in Gang…

„Arsen und Spitzenhäubchen“, ein Klassiker der Bühnen-Krimis von Joseph Kesselring, im Jahre 1941 am Broadway uraufgeführt und von Frank Capra (mit Cary Grant in der Rolle des Mortimer) verfilmt, steht nur mehr diese Woche auf dem Spielplan des Theater Center Forums. Regisseur Christoph Prückner hat sich mit einer Mischung aus schwarzem Humor und düsterer Atmosphäre dem Schauspiel gewidmet. Die bürgerliche Fassade der beiden scheinbar so harmlos wirkenden Damen wird mit dem Auftritt ihrer beiden anderen Neffen, dem geistig verwirrten Teddy und dem gefährlichen, verschollen geglaubten Jonathan, gebrochen. Echten Grusel-Charakter erhält die Krimi-Komödie, als Letztgenannter mit seiner Gefährtin auftaucht und den Geschehnissen eine zusätzliche Dynamik verleiht.

Ein herrlich aufspielendes Ensemble im Bühnenbild von Erwin Bail macht den Abend zu einem wahrhaftigen Vergnügen: Lotte Loebenstein und Susanne Pichler sind das naiv wirkende, aber umso skupelloser mordende Schwestern-Duo Abby und Martha. Ihnen zur Seite steht ihr absonderlicher Neffe Teddy (RRemi Brandner), der sich für Präsident Roosevelt hält und die vermeintlichen Gelbfieber-Opfer im Keller beerdigt. Simon Braders Mortimer gerät immer mehr in Panik, nicht nur wegen der Machenschaften seiner Tanten, sondern auch, weil er diese vor seiner Verlobten geheim halten möchte. Valentina Himmelbauer als Elaine ist anfangs vor den Kopf gestoßen, emanzipiert sich aber zusehends von Mortimers für sie unerklärlichem Benehmen.

Einigermaßen Furcht einflößend ist der Part von Jonathan (Nagy Vilmos) angelegt: Mit Frankenstein-Fratze bedrängt der polizeilich gesuchte Serienmörder seine Verwandtschaft, ihn wieder im Haus wohnen zu lassen. Allerdings ist er auf das Wohlwollen seiner Gefährtin (Regisseur Prückner hat die Rolle für eine Frau umgearbeitet) Dr. Einstein (Anna Nowak) angewiesen, die ihm auf chirurgischem Wege ein neues Antlitz schenken soll. Die chaotisch-ahnungslosen Polizisten O’Hara (Christoph Prückner) und Klein (Benjamin Lichtenberg) treten einmal mehr auf den Plan, da sich die Nachbarn über Teddy und seine lauten Trompeten-Fanfaren beschweren. Dabei schreckt Officer O’Hara, ein verhinderter Theaterautor, auch nicht zurück, dem von Jonathan gefesselten Mortimer sein neuestes Stück vorzuspielen. Das Auftauchen von Mr. Witherspoon (Jörg Stelling), dem Leiter eines Sanatoriums, bringt dann noch weitere Komplikationen mit sich. Das Ensemble komplettiert übrigens der Direktor des Hauses, Stefan Mras, mit einem Kurzauftritt als Mr. Hoskins.

Fazit: Auch wer das Stück oder den Film schon zu kennen glaubt, wird hier neue Facetten entdecken und einen vergnüglichen Abend mit Grusel-Faktor erleben. Nur mehr drei Vorstellungen!

„Arsen und Spitzenhäubchen“ von Joseph Kesselring: Zu sehen bis 3. Juni 2023 im Theater Center Forum (Forum I), Porzellangasse 50, 1090 Wien, Beginn jeweils: 19.30 Uhr.

Weitere Informationen: www.theatercenterforum.com