Komödie am Kai: Möchtegern-Bankräuber im Schuhschachtel-Chaos

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„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ lässt Bertolt Brecht seinen Protagonisten Mackie Messer rhetorisch in der „Dreigroschenoper“ fragen. Die beiden Möchtegern-Ganoven Chantal und Andy jedenfalls bleiben bei der ersten Variante, zumindest lautet ihr sorgfältig ausgetüftelter Plan so. Tom Müller und Sabine Misiorny haben mit ihrem Stück „Zwei wie Bonnie und Clyde“ eine höchst vergnügliche Schilderung über das kriminelle Tun zweier mäßig geschickter Gauner verfasst, die Sissy Boran und Andrea Eckstein für die Komödie am Kai hervorragend, mit vortrefflichem Gespür für Situationskomik, in Szene gesetzt haben.

Chantal und Andy landen bei ihrer Flucht nach einem misslungenen Bankraub in einem schäbigen Lagerraum eines verlassenen Schuhgeschäfts (Martin Gesslbauer hat mit seinem großartigen Bühnenbild wieder einmal ganze Arbeit geleistet), sehr zur Freude von Chantal. Doch mit dem Anprobieren wird es nichts, es gilt, eine zielsichere Methode für den perfekten Banküberfall zu finden. Doch was in der Theorie so einfach klingt, erweist sich in der Praxis als exorbitante Herausforderung. Chantal, in silberfarben-glitzernden High-Heels-Sandaletten (Barbara Langbein hat die zu den Charakteren passende Kostüme entworfen) durch das Schuhschachtel-Universum stöckelnd, erweist sich als einigermaßen herausfordernde Komplizin: Vertauschte Einkaufssackerln, ein mangelnder Orientierungssinn oder ein leerer Tank machen den beiden Möchtegern-Räubern auch bei mehrfachen Versuchen einen Strich durch die Rechnung. Aber so schnell geben die beiden nicht auf, lauschen eifrig den Radio-Nachrichten und schmieden in ihrem Versteck weiterhin Pläne, wie sie an das ganz große Geld kommen, mit dem Andy seiner Chantal eine Traumhochzeit in Las Vegas samt Flitterwochen auf Hawaii versprochen hat.

Bernadette Mezgolits und Florian Resetarits sind ein traumhaftes Duo: Mezgolits mimt die erstaunlich begriffsstutzige Chantal mit großem komödiantischem Talent (allein schon, wie entzückend Chantal ihre Strumpfmaske verknotet!), an ihrer Seite agiert Resetarits grandios als belehrender Andi. Beide zeigen sich auch von ihrer stimmgewaltigen Seite, wenn sie zu den Szenen thematisch passende Evergreens („Hands Up“, „Blond“, „Money, Money, Money“) ertönen lassen (musikalische Leitung: Walter Lochmann).

Keinesfalls sollte an dieser Stelle verraten werden, ob die beiden reüssieren. Nach der Pause nimmt das Stück zusätzlich an Fahrt auf, weil die beiden tollpatschigen Ganoven einen geheimnisvollen Seesack finden. Was dieser in sich birgt, warum blickdichte Strumpfhosen für einen Bankraub eher ungeeignet sind, welche Rolle die unzähligen Schuhkartons spielen und wer zu guter Letzt den Überblick über diese behält – dieses Kabinettstück an gut gemachter Unterhaltung sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Sehenswert, witzig, aber auch spannend bis zur letzten Minute!

„Zwei wie Bonnie und Clyde“: bis 7. September in der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29), zu sehen täglich außer Sonntag und Montag, Beginn jeweils: 20.15 Uhr.

Weitere Informationen: www.komoedieamkai.at, Karten unter: tickets@komoedieamkai.at

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