Ein Anwesen auf einer einsamen kleinen Insel, vor der südenglischen Küste nahe Devon gelegen, ist der Schauplatz für Agatha Christies Meisterwerk „Und dann gab’s keines mehr“. Acht Personen werden für ein Wochenende dorthin eingeladen, die weder einander, noch ihren Gastgeber persönlich kennen. Vor Ort werden die Gäste bereits von Mr. und Mrs. Rogers, dem Hausangestellten-Ehepaar, erwartet. Auch diese befinden sich erst seit Kurzem auf der Insel und sind ihrem Arbeitgeber noch nie zuvor begegnet.
Beim ersten gemeinsamen Zusammentreffen enthüllt eine mysteriöse Stimme, die von einer Schallplatte ertönt, schwerwiegende Verfehlungen aller Anwesenden. Über dem Kaminsims hängt, in Postergröße eingerahmt, der Kinderreim über die „Zehn kleinen Kriegerlein“, das eines nach dem anderen, jeweils auf unterschiedliche Art und Weise, tödlich verunglückt. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis der erste Gast zu Tode kommt, und beinahe gleichzeitig verschwindet einer der zehn Zinnsoldaten auf dem Kaminsims. Als ein zweites Todesopfer zu beklagen ist, wird allen Anwesenden rasch klar, dass es sich wohl nicht mehr um einen Zufall handeln kann, zumal die Insel wetterbedingt vom Festland abgeschnitten ist und auch die Telefonleitung nicht mehr funktioniert. Entsetzen macht sich bei Gästen und Angestellten breit – der Mörder muss sich mitten unter ihnen befinden…
„Und dann gab’s keines mehr“: fesselnder Theaterabend
Christies Klassiker, der im Jahre 1939 in Buchform erschien und 1943 in einer von der Autorin selbst verfassten Bühnenversion in Großbritannien uraufgeführt wurde, fasziniert durch eine ausgeklügelte Dramaturgie und, wie bei Christie üblich, falsche Fährten, die das Publikum bis zur letzten Minute im Unklaren lassen. Regisseurin Veronica Buchecker (die auch für das Kostümbild verantwortlich zeichnet) hat Michael Raabs deutschsprachige Version von „Und dann gab’s keines mehr“ mit ihrer Profi-Theatergruppe „Il vero teatro“ zu einem fesselnden Theaterabend ausgestaltet, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Rebekka Damjani und Paul Barna liefern einander als Sekretärin und Ex-Gouvernante Vera Claythorne und Lebemann Philip Lombard anfänglich noch neckische Wortgefechte, bevor die Stimmung kippt. Nala Helga Oppenauer gibt glaubwürdig eine bigotte, selbstgerechte Dienstherrin Emily Brent. Starke Aufritte liefern auch Nicole Locker und Michael Pockberger als Hauswirtschafterin und Butler, Jürgen Pfaffinger als Privatdetektiv William Blore, Peter Buchecker als Chirurg Dr. Armstrong, Peter Masch als unerbittlicher Richter Sir Lawrence Wargrave, ebenso Walter Koch als Anthony Marston, der durch seine rücksichtslose Fahrweise Menschen in Gefahr bringt, und Peter Rothkappel als hochdekorierter Kriegsveteran General Mackenzie. Andreas Roder ist die geheimnisvolle Stimme, die den Anwesenden ihre Straftaten zu Gehör bringt. Bühnenbildner Martin Gesslbauer hat mit seiner Bühnenwerkstatt einmal mehr ein Meisterwerk abgeliefert – das Ensemble agiert in einem detailreich ausgestatteten Salon vor einem Hintergrund mit Fenstertüren und angedeuteter Terrasse.
Fazit: Ein Whodunit-Krimi der Spitzenklasse, der nicht nur allen Agatha-Christie-Fans, sondern auch allen Freunden des Genres und Liebhabern packender Unterhaltung wärmstens ans Herz gelegt sei!
„Und dann gab’s keines mehr“ von Agatha Christie: Zu sehen bis 7. Mai 2022 im Theater Center Forum (Forum 1, Porzellangasse 50, 1090 Wien), täglich außer Sonntag und Montag, Beginn jeweils: 19.30 Uhr
Weitere Informationen: www.theatercenterforum.com, www.ilveroteatro.at