Dieses „Rössl“ macht Spaß: Beim Lehár Festival Bad Ischl kann man gut lustig sein!

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„Im Weißen Rössl“ beim Lehár Festival Bad Ischl: Roman Martin, Susanna Hirschler und Kaj-Louis Lucke (Foto: Hofer)

„Im Weißen Rössl“, die weltbekannte Operette von Ralph Benatzky, ist eine Erfolgsgeschichte für sich: Vom Sprechstück in der Urfassung bis zum vielgespielten Genreklassiker sorgt das „Rössl“ auch noch knapp 90 Jahre nach seiner Uraufführung in Berlin für begeistertes Publikum.

Bei der Werkeinführung lässt Thomas Enzinger, Intendant des Lehár Festivals Bad Ischl und Regisseur der Produktion, mit interessanten Details aufhorchen: Der deutsche Kritiker und Theaterautor Oskar Blumenthal (1852 bis 1917) verbrachte seinen Urlaub gerne auf Sommerfrische in Bad Ischl, wo er sich von lokaler Prominenz und seinem Lieblingslokal „Zum Weißen Rössl“ im benachbarten Lauffen inspirieren ließ. Blumenthals Lustspiel wurde mit großem Erfolg 1897 in Berlin uraufgeführt und bildete das Fundament für Benatzkys Singspiel, zu dem der Komponist selbst, gemeinsam mit Hans Müller-Einigen und Erik Charell, auch das Libretto verfasst und Robert Gilbert die Liedtexte beigesteuert hat.

Thomas Enzinger ist mit seiner Inszenierung beim Lehár Festival Bad Ischl ein Gesamtkunstwerk gelungen: Mit viel Witz und großem Einfallsreichtum hat er ein fetziges Musiktheaterstück auf die Bühne des Kongress- und TheaterHauses gestellt, das dem Publikum sichtlich großes Vergnügen bereitet. Das Franz-Lehár-Orchester musiziert mit großer Verve unter der Leitung von Oliver Ostermann. Ausstatter Toto hat mit seinem Bühnenbild eine wandelbare Hotelkulisse mit herabhängenden Fensterrahmen sowie einer Bergidylle samt Kühen und Pferden geschaffen, und Ramesh Nair beweist wieder einmal ein Händchen für effektvolle Cheorografien (sehr pfiffig: die Farbeffekte der rot-weißen Regenschirme).

Das stimmgewaltige Ensemble zieht alle Register seines komödiantischen Könnens, allen voran Susanna Hirschler als resolute „Rössl“-Wirtin Josepha Vogelhuber, in die ihr Zahlkellner Leopold – grandios Roman Martin, der auch am Saxofon zu überzeugen weiß – hoffnungslos verliebt ist. Ricardo Frenzel Baudisch darf als smarter Rechtsanwalt Dr. Siedler zarte Bande zur reizenden Ottilie (Franziska Krötenheerdt) knüpfen, der Tochter jenes Berliner Fabrikanten Giesecke (großartig polternd: Frank Voß), der in einem Rechtsstreit mit dem Vater des schönen Sigismund Sülzheimer (charmant-ulkig: Ramesh Nair) liegt. Als entzückendes Klärchen mit Sprachfehler glänzt Nina Weiß, als ihr gemütvoller und genügsamer Gelehrten-Vater Hinzelmann mit großen Reise-Ambitionen gefällt Gerd Vogel. Als Jodlerin Kathi ist Helga Papouschek mit von der Partie, die gleich zu Beginn als coole Rapperin über die Bühne marschiert und fortan die Handlung kommentierend vorantreibt. Kurt Schreibmayer sorgt als lebenskluger Kaiser Franz Joseph für stillere Momente im Stück, vor allem, wenn er der „Rössl“-Wirtin dazu rät, nicht verlorenen Träumen nachzujagen, sondern sich mit den Möglichkeiten der Realität anzufreunden. Last but least liefert Kaj-Louis Lucke eine amüsante wie dynamische Darstellung des tollpatschigen Piccolos ab, der gekonnt mit einem Stapel Teller gegen die Schwerkraft ringt.

Bis also die drei Paare zusammenfinden, gilt es, einige Turbulenzen zu überwinden. Und selbstverständlich dürfen da die weltberühmten Evergreens nicht fehlen: „Im weißen Rößl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür“, „Die ganze Welt ist himmelblau“ oder „Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist“: Diese Melodien gehen seit Jahrzenten ins Ohr – und dank der Choreografie von Ramesh Nair auch in die Beine. Einen nicht geringen Anteil daran haben auch Chor und Ballett des Lehár Festivals Bad Ischl.

Alles in allem: Eine in jeder Hinsicht virtuos gelungene Interpretation eines Genreklassikers, die in jedem Augenblick für beste Unterhaltung sorgt!

Weitere Informationen: www.leharfestival.at

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