Dinner Theater Schönbrunn: Ein total verRÖKKter Mulatschag für Marika

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„Total verRÖKKt nach Marika“ im Dinner Theater Schönbrunn (v. l.): Nici Neiss, Konstantin Schenk, Tamara Trojani

Ein echter Mulatschag im Schönbrunner Stöckl? Ja, den kann man dort erleben – allerdings ohne Zertrümmerung von Gläsern oder Möbeln, wie die Künstler-Wirtsleute gleich zu Beginn augenzwinkernd feststellen, und selbstverständlich ganz corona-konform. Als jüngster Coup in ihrem vielfältigen Repertoire, das Tamara Trojani und Konstantin Schenk in ihrem charmanten Dinnertheater präsentieren, feierte eine Hommage an die ungarische Film-Diva Marika Rökk Premiere – „Total verRÖKKt nach Marika“.

Einen spannenden Bilderbogen samt mitreißender Musik haben die Künstler-Wirtsleute zusammen mit Nici Neiss, die das Stück geschrieben und inszeniert hat, da auf die Bühne gestellt: Wer hätte etwa gewusst, dass die Rökk (Jahrgang 1913) in Kairo das Licht der Welt erblickte? Denn ebendort war ihr Vater, ein erfolgreicher Architekt, beschäftigt. Ihre Kindheit verbrachte Marika dann in Budapest und erhielt schon sehr früh Tanzunterricht. Dem ersten Engagement bei den Hoffman Girls im Pariser Moulin Rouge folgte ein weiteres am New Yorker Broadway samt Tournee durch die USA.

Ihren Durchbruch erlebte die Rökk aber dann als UFA-Star, und gemeinsam mit ihrem späteren Gatten, dem deutschen Regisseur Georg Jacoby, kreierte sie ein völlig neues Genre – den Revuefilm. Auch Rökks Mitwirkung an Propagandafilmen des Dritten Reichs samt späterem Berufsverbot wird im Programm nicht ausgespart. Nach ihrer Rehabilitierung im Jahre 1947 drehte die Rökk noch zahlreiche Filme, unter anderem mit Johannes Heesters. Im Theater an der Wien glänzte sie 1968 im Musical „Hello, Dolly“, zehn Jahre später in der musikalischen Komödie als „Gräfin vom Naschmarkt“.

Eine dramaturgisch und darstellerisch sehr gelungene Show ist dem Trio Trojani, Neiss und Schenk da geglückt: Die Figur der Film-Diva wird abwechselnd von Tamara Trojani und Nici Neiss, beide stimmlich großartig, verkörpert, Konstantin Schenk treibt die Handlung mit herrlichen Anekdoten voran. Schmissige Tanzszenen dürfen da auch nicht fehlen, denn die Musik (mit eigenem Orchester von Maestro Schenk einstudiert und aufgenommen) liefert dem Abend die richtige Würze: Ein Potpourri an wunderbaren Melodien der Operetten- und Musical-Literatur serviert das Trio mit Verve und Witz.

Küchenchef Rudi und sein Team (verdienterweise vor den Vorhang geholt) haben für den Abend ein ungarisches Menü auf die Teller gezaubert, bestehend aus ungarischen Vorspeisenvariationen wie Salami, Gänseleberaufstrich mit Tokajer, Schafskäse, gefüllten Paprika, Senfgurke, Pfefferoni und Pogácsa (ungarische Speck-Grammel-Tascherl) sowie einer ungarischen Gulaschsuppe samt Obershäubchen. Als Hauptgericht wurde eine ungarische Mulatschag-Festroulade (marinierte Kohlblätter gefüllt mit Kalbsfarce und Pilzen, im Schweinenetz gebraten, mit Rotwein-Rosmarinjus, Rotweinzwiebeln sowie einem Duett vom Letscho und Nokedli) gereicht. Den krönenden Abschluss bildeten feine Somlauer Nockerl mit Weichseln.

Fazit: Ein herzhafter Mulatschag mit besonderer Würze, künstlerisch wie kulinarisch, dessen Besuch sich wirklich lohnt!

„Total verRÖKKt nach Marika“: 8. und 15. November 2020, im Dinnertheater des Schönbrunner Stöckl, Schloss Schönbrunn, Meidlinger Tor

Weitere Informationen: www.schoenbrunnerstoeckl.com