Das Tschechische Zentrum in der Wiener Herrengasse lädt ab 19. September zu einer Ausstellung der gebürtigen Brünner Künstlerin Marie Filippovová. In ihrer ersten großen Schau in Wien, wo die bedeutende Grafikerin familiär verwurzelt ist, entwirft sie unter dem Titel „Kontinuum“ eine einzigartige Rauminstallation.
Marie Filippovová ist eine jener Künstlerinnen, für die die Zeichnung während des totalitären Regimes zu einem der wenigen Verstecke wurde, das die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung bot.
Tusche ist ihr typisches Ausdrucksmittel. Obwohl ihre Zeichnungen das Ergebnis präziser Arbeit sind, strahlen sie ein enormes Maß an Leichtigkeit, Verständnis, Harmonie und Kontinuität aus. Die abstrakten Zeichnungen spiegeln eine Reihe komplexer Geschichten wider, die erst in der Zeit nach der Revolution ans Licht kamen, als Filippovová begann, öffentlich auszustellen.
„,Erinnerungen sind sehr häufig der Motor unseres Wirkens sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft.‘ Der Ausspruch eines bekannten Musikers beschreibt ziemlich genau mein besonderes, sehr persönliches Verhältnis zu Wien“, schildert die Künstlerin. „Meine Großmutter, deren Beruf und Hobby die Mathematik war, bekam von ihrem Arbeitgeber regelmäßig Eintrittskarten für die Oper, sie lernte auch Französisch. Viele Jahre später erzählte sie ihrer kleinen Enkelin Opernhandlungen anstelle von Märchen und nahm sie mit auf imaginäre Spaziergänge durch die Pavillons des ältesten europäischen zoologischen Gartens und machte sie mit den einzelnen Tierarten vertraut. In Schönbrunn bestaunten wir die hochgewachsenen Bäume, die grünen Wände, die an Irrgärten erinnerten, blühende Fuchsien von der Größe kleiner Bäume, eine Orangerie mit ,goldenen Äpfeln‘ der Orangenbäume, auch die Gloriette und wunderschöne Pferde, sogar mitten in der Stadt. Vor meinen Augen sehe ich auf der regen Mariahilfer Straße umherspazierende Damen in Jugendstilkleidern mit übergroßen Hüten, wobei mich besonders der Hutschmuck interessierte. Ich sehe die tägliche Fahrt des Kaisers in die Hofburg in ehrwürdiger Begleitung“, so die Künstlerin, deren Großeltern mütterlicherseits, aus Mähren bzw. Böhmen stammend, ins Wien der Jahrhundertwende kamen, um dort zu arbeiten. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie dann zurück in die Tschechoslowakei.
Die Vernissage findet am 19. September 2019 (Beginn: 18.30 Uhr) im Tschechischen Zentrum Wien statt. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft der Bürgermeisterin der Statutarischen Stadt Brünn, Markéta Vaňková.
Tschechisches Zentrum Wien: Ausstellung „Kontinuum“, 1., Herrengasse 17 (Ausstellungsdauer: 20. September bis 10. November 2019)
Weitere Informationen: wien.czechcentres.cz
Интересно!