Mit der musikalisch sehr facettenreichen, beschwingten und dynamisch choreografierten Operette „Die Blume von Hawaii“, inszeniert in einer außergewöhnlich farbenprächtigen Ausstattung, kredenzte das Lehár Festival Bad Ischl in seinem diesjährigen Programm eine ganz besondere Rarität.
Paul Abrahams Werk, uraufgeführt im Jahre 1931 in Leipzig, mit einem Libretto von Emmerich Földes, Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda, gelangte in der österreichischen Erstaufführung der bühnenpraktischen Rekonstruktion von Matthias Grimminger und Henning Hagedorn (wie der Regisseur und Intendant des Lehár Festivals Bad Ischl, Thomas Enzinger, dem Publikum im Rahmen einer spannenden Werkeinführung darlegte) im Bad Ischler Kongress- und Theaterhaus zur Aufführung. Aus der ursprünglichen „Zentralpartitur“ des Komponisten rekonstruierten die beiden Abraham-Experten ein klanglich fesselndes Bühnenwerk.
Eine berührende Rahmenhandlung nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise, die an Abrahams Biografie angelehnt ist: Der Komponist, geboren als Pál Ábrahám im Jahre 1892 in Apatin/Königreich Ungarn, war zu Beginn der 1930er Jahre einer der populärsten Tondichter seiner Zeit und gilt als Erneuerer des Genres Operette. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Abraham 1933 von Berlin nach Budapest und floh sieben Jahre später in die USA. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erkrankte Abraham schwer und fristete sein Dasein in einer psychiatrischen Einrichtung in New York. Erst im Jahre 1956 wurde ihm – auf Initiative des Paul-Abraham-Komitees – die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht, wo er 1960 verstarb.
„Die Blume von Hawaii“ hat Regisseur Thomas Enzinger als peppige Revue-Operette mit Jazz-Elementen und klassischen Duetten, zahlreichen humoristischen Einlagen und kontrapunktisch gesetzten stillen Momenten inszeniert. Unter der musikalischen Leitung von Marius Burkert gelingt dem Franz Lehár-Orchester ein mitreissender Abend, zu dem auch die schwungvolle Choreografie von Ramesh Nair ihren Teil beiträgt. Die knallig-bunten Kostüme und die aufwendige Szenerie von Toto mit glitzernder Showtreppe und überdimensionalen Blütenköpfen sorgen für exotisches Flair auf der Bühne.
Das Ensemble zeigt sich durchwegs stimmgewaltig und beeindruckt auf vielfältige Art und Weise: Sieglinde Feldhofer mimt eine emotionell zwischen zwei Männern hin- und hergerissene Prinzessin Laya, die inkognito – als Sängerin Suzanne Provence – nach Hawaii gereist ist, um dort als rechtmäßige Thronerbin ihre Regentschaft anzutreten. Kernige, aber doch feinsinnige Züge verleiht René Rumpold seinem Kapitän Stone, der aus Zuneigung zur Prinzessin durch eine Befehlsverweigerung seine Laufbahn gefährdet. Sehr eindringlich gestaltet Clemens Kerschbaumer seine Rolle als Prinz Lilo-Taro, der lieber selbstlos auf seine Verlobte Laya verzichten will, als sie zur Regentschaft zu nötigen.
Mark Weigel setzt als Gouverneur von Hawaii, der die Fäden in der Hand hält und seine Nichte mit dem Prinzen verheiraten möchte, starke Akzente, vor allem aber auch als Komponist Abraham, der weltentrückt auf sein Leben zurückblickt. Ihm zur Seite steht Gaines Hall als Psychiater, der seinen Patienten behutsam mit der Wirklichkeit konfrontiert, in einer weiteren Rolle beeindruckt Hall als Jazz-Sänger Jim Boy.
Ramesh Nair kann als Buffy, Sekretär des Gouverneurs, sein komödiantisches Talent bestens zur Geltung bringen, indem er Bessie, der Nichte des Gouverneurs, auf tollpatschige Weise den Hof macht. Bessie, mit höchstem Elan gespielt von Nina Weiß, wiederum kann sich nicht entscheiden, ob sie lieber den Prinzen oder Kapitän Stone ehelichen möchte. Susanna Hirschler sorgt als überdrehte Hawaiianerin Raka für jede Menge Ulk auf der Bühne, Stefan Jovanovic komplettiert das Ensemble als Kanako Hilo.
Regisseur Enzinger und das Ensemble haben „Die Blume von Hawaii“ auf facettenreiche Art zum Blühen gebracht, in diesem Sinne wird das Programm des kommenden Jahres mit Spannung erwartet.
Weitere Informationen: www.leharfestival.at