Ein heftiger Wolkenbruch zwingt drei junge Frauen zur Einkehr in ein Pariser Bistro. Im Hinterzimmer des Lokals trifft das Trio aufeinander: Helene, die toughe Karrierefrau, steht kurz vor einer wichtigen Präsentation im Büro, Lulu, vage mit Helene bekannt, ist Inhaberin einer Dessous-Boutique, und Gabriele, deren Hoffnungen auf eine neue Beziehung soeben enttäuscht wurden, ist arbeitslos und die dritte im Bunde.
Nach anfänglichen Sticheleien, die Lulu dank ihrer Unbedarftheit provoziert, offenbaren die drei Frauen einander ihre Probleme: Helene ist völlig aufgerieben zwischen ihrem fordernden Job, den Karriere- und Auswanderungsplänen ihres Mannes, den Bedürfnissen der Kinder und den Einmischungen ihrer Mutter. Lulu wiederum spürt die Nachteile als Alleinerzieherin und kämpft mit den Nachwirkungen einer tristen Kindheit, ebenso wie Gabriele, die tablettenabhängig ist und immer wieder an den Falschen gerät.
Aus dem geplanten Umtrunk wird ein gemeinsames Mittagessen, bald fließt der Wein in Strömen, und auch der Kellner, der sich den Damen erst von seiner ruppigen Seite zeigt, entwickelt eine Form ironischer Empathie und spart nicht mit gutgemeinten Ratschlägen. Nach einer Panikattacke von Helene, die zu hyperventilieren beginnt, macht sich Gemeinschaftsgeist unter den drei Frauen breit. Da sich die Wetterlage weiter verschlechtert, dehnt das Trio die Zusammenkunft weiter aus und trennt sich erst am nächsten Tag wieder, wenn die Zeichen auf Veränderung stehen.
„Hundswetter“ hießt das Stück der französischen Autorin Brigitte Buc, das vor rund drei Jahren in Paris uraufgeführt wurde und als Erstaufführung hierzulande als Produktion der Österreichischen Theatergemeinde in der Neuen Tribüne gezeigt wird. Erich Martin Wolf hat die Komödie mit sehr viel Gespür für die einzelnen Charaktere und reichlich Tempo inszeniert.
Das vierköpfige Ensemble liefert eine Glanzleistung ab: Leila Müllers Helene bewegt sich an der Grenze zum Nervenzusammenbruch, ihre eigene triste Situation kann sie nur aufwerten, indem sie andere Lebensentwürfe geringschätzt. Müllers Darstellung changiert zwischen abgrundtiefer Verzweiflung und hoffnungsfrohen Lichtblicken und sorgt damit für viele heitere Momente. Stefanie Elias beeindruckt als treuherzig-naive Lulu, die ihren Platz im Leben erst finden muss, sich aber im Verlauf des langen Abends und der Nacht von ihren eigenen Vorstellungen emanzipiert. Beate Gramer verleiht ihrer Gabriele sehr überzeugend abgeklärte Züge, ihrem Wesen wohnt aber dennoch eine große Sensibilität inne. Konrad Lusenberger gefällt als genervter Kellner, der seine liebe Not mit dem Damen-Trio hat, das er – zuerst arrogant, später fast therapeutisch – als zugewandter Gesprächspartner mit Weisheiten versorgt.
Siegbert Zivny hat mit seinem Bühnenbild ganze Arbeit geleistet: Sehr detailreich hat er das Hinterzimmer des Bistros mit allerlei Nippes und einem großen Vorrat an Weinflaschen ausgestattet. Alles in allem: Eine sehr stimmige Inszenierung eines Stückes, das mit witzigen Dialogen und geschliffener Sprache (deutsche Übersetzung: Silvia Berutti-Ronelt) punktet, aber auch für nachdenkliche Momente sorgt!
Gespielt wird noch am 29., 30. und 31. Mai im Theater Die neue Tribüne Wien (im Untergeschoß des Cafés Landtmann, 1., Universitätsring 4), Beginn: 20 Uhr.
Weitere Informationen: www.tribuenewien.at