Stefan Vögel, Jahrgang 1969 (geboren in Bludenz), zeigt auch in seiner neuen Komödie „Freundschaftsspiel“ feines Gespür für zwischenmenschliche Belange. Stand bei seinem Stück „Die Niere“ die Frage im Fokus, wieviel Loyalität Gefährten oder gute Freunde einander schenken könnten oder gar sollten, wenn eine Organtransplantation bei der Partnerin notwendig wird, verhandelt Vögel in „Freundschaftsspiel“ das Thema Kinderwunsch und seine komplexen Folgen.
Dem Autor gelingt es ausgezeichnet, mit Wortwitz, ausgeklügelten Wendungen und reichlich kontroversiellen Überlegungen, die eigentlich ernste Materie heiter, aber mit Hintersinn für ein Theaterpublikum aufzubereiten. Im Rahmen einer österreichischen Erstaufführung zeigt das Theater Center Forum Vögels Komödie als Produktion der Neuen Bühne Wien, für die Marcus Strahl dieses „Freundschaftsspiel“ mit ideal gesetzten Pointen und witzigen Regieeinfällen bearbeitet und inszeniert hat.
Seit ihrer Schulzeit sind Leon, der Architekt, Bernd, Mitarbeiter bei den Stadtwerken, und Robbi, Deutschlehrer an einem Polytechnikum, gute Freunde. Der Fußball-Leidenschaft wird gerne gemeinsam vor dem Fernseher gefrönt, in Anwesenheit der Ehefrauen, die für die Bewirtung sorgen. Eine allerdings fehlt immer: Nelly, Robbis neue, sehr junge Freundin, die lieber Schuhe und Taschen shoppt, als sich mit dem Freundeskreis zu treffen. Als Romi, Leons Frau, Babs, der Gattin von Bernd, von ihrem Kinderwunsch erzählt, hat diese sofort einen guten Tipp parat: Romi möge es doch mit einer heimlichen Aktion im Reagenzglas versuchen, zumal diese weiß, dass die Kinderlosigkeit nicht an ihr liegt. Was Babs aber nicht ahnen kann, ist, dass Romis Wahl ausgerechnet auf Bernd fällt, mit dem Romi seit Jugendtagen eine gemeinsame Geschichte verbindet. Ab diesem Zeitpunkt gehen die Verwicklungen los: Ein Ultraschallbild, Eifersuchtsanfälle und heimliche Telefonate (auch ein Seitensprung ist Thema der Handlung) halten alle Beteiligten auf Trab, und das Band der Freundschaft wird auf das Äußerste strapaziert.
Dem spielfreudigen Ensemble zuzusehen, bereitet wahre Freude: Leila Strahl mimt die kultivierte Businessfrau Romi mit einnehmendem Wesen, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, in der Befürchtung, ihren Ehemann sonst zu verlieren; ihr gegenüber spielt Anke Zisak Babs, ihres Zeichens Hausfrau und Mutter, herrlich streng und aufbrausend, vor allem den Freunden ihres Gatten gegenüber. Michael Duregger brilliert als Pantoffelheld Bernd, der seiner Frau zuliebe nur ein kleines „Bierlein“ statt eines großen Bieres trinkt und darüber hinaus Romi emotional zugetan ist. Martin Gesslbauer zieht als eingefleischter Rapid-Fan alle Register – sein Robbi legt größten Wert darauf, das „richtige“ Bier zu trinken, und ist dann doch der Gelackmeierte, wenn es um seine Beziehung geht. Hier hat, um das Chaos weiter anzuheizen, der feinsinnig-elegante Austrianer Leon, verkörpert von Felix Kurmayer, merkbar seine Hände im Spiel, spätestens dann, als Bernd Zeuge eines heimlichen Telefonats zwischen Leon und Nelly wird…
Großartig anzusehen und choreografiert sind die einzelnen, immer wieder zwischendurch in die Handlung eingebetteten „Albtraumsequenzen“ in Zeitlupe, bei denen die Fantasie der einzelnen Charaktere mit ihnen durchgeht. In seiner Eigenschaft als Bühnenbildner hat Martin Gesslbauer ein schickes Wohnzimmer samt stylisher Terrasse entworfen und gebaut, das mit wenigen Handgriffen von Romis und Leons Wohnraum zu jenem von Babs und Bernd umgemodelt werden kann.
Fazit: Ein Stück mit einer amüsant verpackten, ernsten Thematik, über das man nach der Vorstellung trefflich diskutieren kann, hervorragend umgesetzt und exzellent gespielt!
„Freundschaftsspiel“: Gespielt wird bis 31. Dezember im Theater Center Forum (9., Porzellangasse 50), täglich außer Sonntag und Montag, Beginn jeweils: 19.30 Uhr
Weitere Informationen: www.theatercenterforum.com