„Kipferl forever“: Steinböck & Rudle als Wortakrobaten und Weltenerfinder wieder auf Tour

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„Kipferl forever“: Herbert Steinböck (l.) und Gerold Rudle bringen ein Best-of-Programm der letzten 25 Jahre auf die Bühne. (Foto: Manfred Baumann)

Unglaublich, aber wahr: Zwölf Jahre sind mittlerweile vergangen, seit das Duo Steinböck & Rudle künstlerisch getrennte Wege beschritten hatte. In den 90er Jahren waren die beiden Kabarettisten mit ihren Programmen „Butterkipferl“, „Salzstangerl“ oder „Killerkipferl“ (als dreiteilige Serie) umtriebig, bevor Herbert Steinböck die Leitung des Kabaretts Simpl übernahm und Gerold Rudle Solopfade einschlug.

Jetzt ist es knapp ein Vierteljahrhundert her, dass beide als Duo erstmals gemeinsam auf der Bühne standen, und da lag es wohl nahe, ein „Best of“-Oeuvre zusammenzustellen. Gleich vorweg: „Kipferl forever“ ist ein Programm zum Gernsehen und wurde im Wiener Orpheum vor vollem Haus gespielt die Darbietungen sind tatsächlich zeitlos, auf viele Nummern freut man sich regelrecht, auch wenn man sie schon mehrfach gesehen hat.

Steinböck und Rudle sind ausgebildete Schauspieler (am Wiener Volkstheater kreuzten sich erstmals beider Wege) und Meister in Sachen Körperbeherrschung, Mimik und Gestik. Wortwitz, Klamauk, perfekt getimte Pointen, gemischt mit poetischen Anklängen und einem Hauch absurden Theaters – die Bandbreite des Dargebotenen ist enorm.

Kleine Geschichten mit ganz großer Wirkung

Die Videoanalyse des Herrn Erbacher ist ein Paradebeispiel, wie grandios beide Künstler miteinander (und jeder für sich) agieren: Rudle als Erbacher mimt einen Kursteilnehmer, dessen Rede vom Vortragenden (Steinböck) zerpflückt wird. Höchste Präzision und ebensolche Körperbeherrschung sind notwendig, wenn Rudle als projizierter Herr Erbacher beim „Vor- und Zurückspulen“ dessen ausufernde Gestik verkörpert. Ähnlich Amüsantes wird Rudle abverlangt, wenn er bei der Vorführung von 1874 Ägypten-Dias die Reisegruppe samt Jeep und Pyramide darstellen muss.

Schauspielkunst vom Feinsten liefern Steinböck und Rudle bei den Klassikern mit der Besenstange ab (zwei Freunde treffen einander in einem Beisl und lehnen an der „Bar“) hier treffen höchstes komödiantisches Talent auf perfektes Timing und nahezu artistischen Einsatz eines Requisits. Auch die Darstellung eines volltrunkenen Hotelgasts, der an der Rezeption seinen Schlüssel verlangt, ist hinreissend komisch. Ganz großes Glanzstück des Programms ist der Auftritt als Jean Paul & Püpp, bei dem die freche Holzpuppe (grandioses Mienenspiel von Herbert Steinböck) von ihrem Bauchredner gemaßregelt wird.

Aber auch die leiseren Nummern, wie die philosophierenden Tauben, die sich über menschliche Eigenarten belustigen, die „1000 Briefmarken“, die akribisch gezählt werden, oder die Rubrik „Einfach zum Nachdenken“ (der Radio-Reihe nachempfunden) sorgen für Entzücken beim Publikum. Steinböck und Rudle offenbaren sich als Wortakrobaten und Weltenerfinder: Auf einmalige Art gelingt es ihnen, kleine Geschichten mit ganz großer Wirkung zu erzählen.

Wer das (höchst empfehlenswerte!) Programm noch nicht gesehen hat: „Kipferl forever“ wird in Wien am 27. Oktober im Stadtsaal, sowie am 30. Oktober im CasaNova gespielt.