Neue Tribüne Wien: Luftiges Spektakel zwischen Erde und Himmel

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Bernards (Oliver Roitinger) Verlobte Nr. 1 ist Janet (Fiona Ristl) aus den USA… (Foto: Rolf Bock)

Einen Klassiker des Unterhaltungstheaters hat Erich Martin Wolf als Produktion seiner Österreichischen Theatergemeinde im Theater „Neue Tribüne Wien“ inszeniert: „Boeing, Boeing“ von Marc Camoletti (geboren 1923 in Genf, verstorben 2003 in Deauville/Frankreich) wurde im Jahre 1960 uraufgeführt und fünf Jahre später von John Rich mit u. a. Tony Curtis und Jerry Lewis verfilmt.

Junggeselle Bernard, der es mit dem Wesen der Institution Ehe nicht allzu ernst nimmt, führt ein wonnevolles Leben, hat er doch vermeintlich das große Los gezogen: Gleich drei Damen, Janet, Jacqueline und Judith, allesamt Flugbegleiterinnen bei unterschiedlichen Airlines, sind ihm hold und wohnen mit ihm unter einem Dach in seinem Pariser Appartement – allerdings zu unterschiedlichen Zeiten, denn selbstredend weiß keine der jungen Frauen von der Existenz der anderen, und während die eine bei ihm ausspannt, sind die beiden anderen in der Luft unterwegs.

…wohingegen Verlobte Nr. 2, Jacqueline (Leonie Reiss), Flugbegleiterin bei der Air France ist (Foto: Rolf Bock).

Geschickt jongliert Bernard die Anwesenheitszeiten seiner Verlobten anhand deren Flugplänen, bis sich eines Tages ebendiese plötzlich ändern und das Chaos vorprogrammiert ist. Als Retter in der Not fungiert Bernards guter Freund aus Schulzeiten, Robert, der die Lage im Griff hat, sich aber auch nicht uneigennützig verhält. Zum Glück verfügt Bernards Wohnung (Bühnenbildner Siegbert Zivny hat eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre geschaffen) über eine ausreichende Anzahl von Zimmern, um allen Beteiligten Quartier zu bieten…

Judith (Beate Gramer), Verlobte Nr. 3 und Stewardess bei der Swissair, versteht sich gut mit Haushälterin Berthé (Sissy Boran) (Foto: Rolf Bock)

Camolettis Komödie funktioniert so gut, weil sie (auch auf kleinem Raum) in bester „Tür auf, Tür zu“-Manier für treffsichere Pointen sorgt (keine der drei Verlobten darf die andere entdecken!), die vom Ensemble bravourös und mit perfektem Timing dargeboten werden.

Oliver Roitinger mimt grandios den charmanten und anfänglich noch sehr gelassenen Bernard, der jedoch durch die neuen Dienstpläne seiner Gefährtinnen zunehmend zum Nervenbündel wird. In seinem Schulfreund findet Bernard einen zuverlässigen Retter in der Not: Robert (fabelhaft gespielt von Michael Mischinsky) stammt aus Limoges und möchte selbst bald den Hafen der Ehe ansteuern, findet allerdings zunehmend Gefallen an der Situation in Bernards Haushalt. Geistesgegenwärtig reagiert Robert, wenn er das jeweils passende Foto von Janet, Jacqueline oder Judith im Wechselrahmen austauscht und die Reisetaschen der Damen als seine eigenen ausgibt.

Oliver Roitinger, Beate Gramer, Michael Mischinsky (Robert) und Leonie Reiss (Foto: Rolf Bock)

Fiona Ristl mimt hinreissend die selbstbewusste Pan-Am-Stewardess Janet mit Vorliebe für Joghurt mit Gurken zum Frühstück, ebenso Leonie Reiss die reizende Air-France-Dame Jacqueline, die es nicht erwarten kann, endlich unter die Haube zu kommen, und sehr überzeugend agiert Beate Gramer mit authentischem schwyzerdütschen Akzent als Judith, Flugbegleiterin der Swissair. Mit herbem Charme glänzt Sissy Boran als Haushälterin Berthé, die sich über die ungewöhnlichen Essensvorlieben der Damen mokiert und nicht müde wird zu betonen, dass dies kein Leben für eine anständige Haushälterin wäre.

Fazit: Die schwungvolle Inszenierung von Erich Martin Wolf und die meisterliche Leistung des Ensembles bescheren dem Publikum einen zauberhaften Abend, der großes Vergnügen bereitet.

Gespielt wird noch bis 16. Dezember im Theater „Neue Tribüne Wien“ (im Untergeschoß des Café Landtmann, 1., Universitätsring 4), Beginn: 20 Uhr.

Weitere Informationen: www.tribuenewien.at

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