Theater Center Forum: Ein köstliches „Desaster-Dinner“ mit vielen Turbulenzen

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„Das (perfekte) Desaster-Dinner“ im Theater Center Forum: Benjamin Turecek, Dominique Lösch, Anna Dangel, Leonie Reiss und Sandro Swoboda (Foto: Rochus Millauer)

Ein herrliches Gustostückerl kredenzt Regisseur Rochus Millauer dem Publikum im Theater Center Forum: Michael Niavaranis Neufassung des Marc-Camoletti-Klassikers „Madame, es ist angerichtet“ sorgt als „Das (perfekte) Desaster-Dinner“ für reihenweise Momente von meisterlicher Situationskomik.

Es könnte alles so schön werden! Das denkt sich zumindest Stefan, Ehegespons von Jacqueline, als diese vorgibt, ihre Mutter besuchen zu wollen. Denn Stefan hat amouröse Bande zu Susanna, einem Model, geknüpft, und diese hat Geburtstag. Ein Catering-Service wurde von Stefan bestellt, um seiner Geliebten einen unvergesslichen Abend zu bereiten. Auch Robert ist mit von der Partie, Stefans bester Freund, um als Alibi – man möchte vorgeblich ein Männerwochenende verbringen – zu fungieren. Doch dann kommt alles anders: Jacqueline verschiebt den Besuch bei ihrer Mutter und bleibt zu Hause. Guter Rat ist nun teuer, und Stefan muss Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sein Vorhaben nicht auffliegen zu lassen. Ab da muss eine Köchin ein Model und ein Model eine Köchin spielen. Die Geliebte wird vor der Ehefrau dem besten Freud angehängt, der wiederum der heimliche Liebhaber der Dame des Hauses ist. Und so nimmt der Abend seinen Lauf, der an Turbulenzen kaum zu überbieten ist…

Regisseur Rochus Millauer setzt Niavaranis Pointen mit Wiener Schmäh perfekt in Szene, die vom spielfreudigen Ensemble auf der Bühne mit hervorragendem Sinn für Timing umgesetzt werden. Dominique Lösch und Sandro Swoboda mimen beide sehr gekonnt und dynamisch das lebenslustige junge Ehepaar, bei dem jede Hälfte ihre Geheimnisse hat und dadurch in die Bredouille gerät. Anna Dangel entfaltet als Model-Köchin wider Willen ihre große komödiantische Gabe: Ihre Susi besitzt auch kaufmännisches Talent, wenn es darum geht, die eine oder andere Rolle (natürlich gegen Barzahlung) wie etwa eine erfunden Nichte vor den Gästen zu spielen. Leonie Reiss’ Susanna betritt als ahnungsloses und herrlich zickiges Geburtstagskind die Szene und muss sukzessive erkennen, dass ihr geplantes Tête-à-tête mit dem Hausherrn ordentlich außer Kontrolle gerät. Benjamin Turecek hat als (fast) korrekter Robert, sehr glaubhaft gemimt, seine liebe Not, die Fassade und damit auch die langjährige Freundschaft zu Stefan aufrecht zu erhalten. Felix Millauer, last but not least, komplettiert die Festgesellschaft als aufbrausender Fleischhauer und Ehegatte von Susi, der seine Frau nach getaner Arbeit aus der vermeintlichen Lasterhölle befreien möchte.

Fazit: Ein rasantes Spektakel über eine Susi und eine Susanna, zwei vertauschte Handys, unerwartete Frauensolidarität und ein Lügenkonstrukt, das für Atemlosigkeit sorgt – eine Pointe jagt die nächste. Unbedingt anschauen!

„Das (perfekte) Desaster-Dinner“ von Marc Camoletti (Bearbeitung: Michael Niavarani): Zu sehen bis 25. Juni 2022 im Theater Center Forum (Forum II, Porzellangasse 50, 1090 Wien), täglich außer Sonntag und Montag sowie 16. bis 20. Juni, Beginn jeweils: 20 Uhr

Weitere Informationen: www.theatercenterforum.com