TheaterArche mit „RM Rilke – Wie ist es möglich, da zu sein?“: Hommage an das geschriebene Wort

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„RM Rilke – Wie ist es möglich, da zu sein?“: Barbara Schandl, Bernhardt Jammernegg, Jakub Kavin (Foto: Felix Kubitza/www.lichtmalerei.photo)

Einen Abend, der das geschriebene und gesprochene Wort zelebriert, der tief in das Werk Rainer Maria Rilkes eintauchen lässt, der aber auch, und nicht zuletzt, durch vielgestaltige Vertonungen der Rilkeschen Lyrik einen ganz besonderen Zauber verströmt, hat Jakub Kavin als Produktion der TheaterArche im Theater Delphin inszeniert.

Die dichten weinroten Vorhänge, die den Spielraum des Theaters Delphin einrahmen, verleihen dem Raum eine Atmosphäre wohliger Behaglichkeit, die kammerspielartige Aufführung gewinnt dadurch noch mehr an Intimität. „RM Rilke – Wie ist es möglich, da zu sein?“ ist der Titel der szenischen Collage mit Texten von Rilke und Lou Andreas-Salomé, die von den drei Mitwirkenden – Barbara Schandl, Bernhardt Jammernegg und Jakub Kavin – in Monologen und Dialogen interpretiert werden. Ein flacher Laufsteg als Bühne, der den Raum in zwei Hälften teilt, eine Leiter und ein Sessel, dazu ein Piano, an dem Barbara Schandl im Verlauf der Aufführung immer wieder Platz nehmen wird, sowie stilvolle, historisch anmutende Kostüme (Christian Alfred Kahrer) sind die adäquate Ausstattung für diesen Abend.

Ausschnitte aus Rilkes Tagebuchroman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“, die Jakub Kavin rezitiert, bilden den roten Faden der Inszenierung. Selbstreflektierend erinnert sich der 28-jährige Tagebuchschreiber an seine Kindheit und an Erlebnisse in der unbeseelten Großstadt Paris, sehr eindringlich stellt Kavin die innere Zerrissenheit des hinterfragenden, mit den existenziellen Themen des Lebens beschäftigten jungen Mannes dar. Barbara Schandl deklamiert Ausschnitte aus Lou Andreas-Salomés Aufzeichnungen ihres Wien-Aufenthalts in den Jahren 1912/13, „In der Schule bei Freud“, in dessen Rahmen sie Sigmund Freud und andere Pioniere der Psychoanalyse kennenlernte, ebenso wie Auszüge aus dem Briefwechsel mit dem knapp 15 Jahre jüngeren Rilke, mit dem Andreas-Salomé eine enge Beziehung verband.

Rilkes dritte Duineser Elegie bringen Barbara Schandl und Bernhardt Jammernegg sehr feinfühlig, aber auch mit großer Lebhaftigkeit zu Gehör. Jammernegg interpretiert zudem auch eine Auswahl an Texten aus der Sammlung „Briefe an einen jungen Dichter“, die Rilke ursprünglich an den um einige Jahre jüngeren, späteren Journalisten und Schrifteller Franz Xaver Kappus geschrieben hatte, der sich wegen seiner literarischen Arbeit um Rat fragend an Rilke gewandt hatte. Allen, die sich noch profunder mit Rilkes umfangreichem Werk befassen möchten, sei der dramaturgische Leitfaden ans Herz gelegt, den das Ensemble in Form eines aufschlussreichen Programmfolders verfasst hat.

„RM Rilke – Wie ist es möglich, da zu sein?“ ist ein Abend der Entschleunigung und der stillen Momente, doch auch der Musik wird große Gewichtigkeit eingeräumt. Barbara Schandl am Piano und Bernhardt Jammernegg haben eine Reihe verschiedener Gedichte herausragend vertont, teils balladenartig, teils dramatisch, die ein Kunstwerk in sich darstellen. Gesang und Musik verleihen dem Abend eine ganz besondere Dramaturgie.

„RM Rilke – Wie ist es möglich, da zu sein?“ ist ein Stück, das lange nachklingt, nicht zuletzt auch wegen der grandiosen Musik, und sei nicht nur Fans des Lyrikers unbedingt empfohlen, sondern vielmehr allen, die sich auf einen opulenten Abend der gesprochenen Worte einlassen möchten.

„RM Rilke – Wie ist es möglich, da zu sein?“:  Gespielt wird am 7., 8., 14., 15. und 17. April im Theater Delphin (2., Blumauergasse 24), Beginn: jeweils 20 Uhr, Reservierungen: office@theaterarche.at

Weitere Informationen: www.theaterarche.at

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