Schaubühne Wien im Theater Center Forum: Ménage-à-trois mit Überraschungseffekt

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Exzellentes Schauspielertrio im Theater Center Forum: Stefan Rager (l.) als Paul, Leila Strahl als Sophie und Michael Duregger als Martin, Rüpel wider Willen. (Foto: Rolf Bock)

Ein wahrer Glücksgriff ist Marcus Strahl gelungen, mit der Auswahl des Stücks für die jüngste Produktion seiner Schaubühne Wien: „Trennung für Feiglinge“ (Original: „Une semaine, pas plus“) von Clément Michel (deutsche Übersetzung von Frank-Lorenz Engel), Jahrgang 1974, ist eine originelle, in höchstem Maße vergnügliche Komödie über eine Wohngemeinschaft der etwas anderen Art, die derzeit als österreichische Erstaufführung im Theater Center Forum zu sehen ist.

Eine Woche, nicht mehr – so lange soll Martin bei seinem Freund Paul und dessen Lebensgefährtin Sophie wohnen. Zumindest sieht dies Pauls vermeintlich raffinierter Plan vor, denn eigentlich ist Paul in höchstem Maße genervt von seiner Freundin, bringt jedoch nicht den Mut auf, sich von ihr zu trennen. Somit soll Martin für Paul in die Bresche springen und Sand ins Getriebe der trauten Zweisamkeit streuen…

Völlig entgeistert reagiert Martin auf die Idee seines Freundes, zumal dieser auch noch eine schaurige Geschichte über einen Trauerfall in Martins Familie erfindet, um Sophie die Notwendigkeit der neuen Wohnverhältnisse glaubhaft zu machen. Doch für den gutmütigen Martin ist es gar nicht so leicht, die Nervensäge wider Willen zu spielen…

Crashkurs in schlechtem Benehmen gerät zu Komik der erlesensten Sorte

Viele Wendungen und großartige Pointen (wenn auch nicht immer mit der feinen Klinge) hat Michels Stück zu bieten, das Marcus Strahl sehr dynamisch mit einem wunderbar spielfreudigen Ensemble inszeniert hat. Leila Strahl ist eine zuvorkommende, nicht aus der Fassung zu bringende Sophie, die sich nur zu gern des bedauernswerten Gastes annimmt. Stefan Rager mimt den mutlosen Paul, der es nicht fertig bringt, seiner Freundin seine Trennungsabsichten zu gestehen, und Michael Duregger schließlich verkörpert mit unvergleichlicher Mimik einen fassungslosen Martin, der sich mit dem ihm zugedachten Part erst vertraut machen muss.

Es bereitet höchstes Amüsement, den drei Akteuren zuzusehen: Wie der genervte Paul dem biederen Martin einen Crashkurs in Sachen schlechten Benehmens – Bücher fliegen durch den Wohnraum, Macho-Allüren werden trainiert –, angedeihen lässt, ist großes Kino und Komik der erlesensten Sorte. Sehr amüsant anzusehen ist auch Strahls Regieeinfall, wonach dem von Hä­mor­rho­i­den geplagten Gast mit passendem Timing jedes Mal, wenn er sich hinsetzen möchte, ein Polster unter dem Gesäß weggezogen wird.

Martin Gesslbauer hat mit seinem Bühnenbild ein stilvolles Wohnzimmer mit modernem Chic für die Ménage-à-trois entworfen. Alles in allem: eine rundum stimmige Inszenierung, mit der Marcus Strahl ein großer Wurf gelungen ist.

„Trennung für Feiglinge“ ist noch bis 11. Februar im Theater Center Forum (9., Porzellangasse 50) zu sehen und danach in ausgewählten Theatern  in Niederösterreich, im Burgenland und in Oberösterreich.

Weitere Informationen: www.theatercenterforum.com bzw. www.nbw.at