Erwachsenwerden, auf eigenen Beinen stehen, sich von einer überbehütenden Mutter abnabeln. Oder, aus Sicht der Eltern: lernen loszulassen und Vertrauen entwickeln, dass junge Menschen ihr Leben selbst in die Hand nehmen müssen: Leonard Gershe nimmt sich in seiner romantischen Komödie „Schmetterlinge sind frei“ (uraufgeführt 1969 in New York, drei Jahre später mit u. a. Goldie Hawn verfilmt) auf leichtfüßige Art des breitgefächterten Themas Generationenkonflikt an, geistreich, mit viel Humor, ohne den Zeigefinger zu erheben.
Don Baker, ein musikalischer junger Mann, sehr talentiert an der Gitarre und von Geburt an blind, bezieht seine erste eigene Wohnung. Eines Tages erhält er einen Überraschungsbesuch von seiner reizenden, aber etwas flatterhaften Nachbarin Jill, einer angehenden Schauspielerin. Beide verlieben sich und genießen ihre Zweisamkeit, bis plötzlich Dons Mutter in der Wohnung auftaucht. Unter dem Vorwand, ihrem Sohn neue Hemden zu bringen, mischt sie sich in Dons private Angelegenheiten und nimmt Jill ins Verhör. Mrs. Baker kann nicht glauben, dass ihr Sohn sein Leben autonom und selbstständig, ohne ihre Unterstützung, meistern kann und setzt alles daran, Jill wieder loszuwerden…
Regisseur Sam Madwar ist ein Bravourstück gelungen: Auf der von ihm und Martin Gesslbauer kreiierten Bühne (ein heimeliges Mansardenzimmer, ausstaffiert bis ins Detail mit Sitzbereich, Küche, Hochbett und vielen Requisiten) agiert das vierköpfige Ensemble mit viel Elan und Spielfreude. Angelo Konzett mimt den jungen blinden Musiker Don sehr wahrhaftig und verleiht seinem Charakter ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Begeisterungsfähigkeit. Glenna Weber ist eine sagenhaft charmante Jill, die im Verlauf der Handlung lernt, dass Freiheit auch mit Verantwortung einhergeht. Birgit Wolf führt als Dons Mutter ein überaus strenges Regiment – sie muss erst zur Einsicht gelangen, was es bedeutet, Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit ihres Sohnes zu entwickeln. Sam Madwar schließlich ist der lässig-skurrile Regisseur Ralph, der Jill für eine Produktion engagieren will, beider Interesse bleibt aber zu Dons Leidwesen nicht nur beim Beruflichen.
Gleichsam wie Schmetterlinge, die zuvor noch Raupen waren, machen auch zwei der vier Charaktere eine Wandlung durch – ihre Metamorphose ist am Ende des Stückes zu erkennen, wenn die Grenzen neu gezogen werden. Ein zauberhafter Abend, der leider nur mehr einmal zu sehen ist – am 19. Februar im Mariazeller Kulturverein K.O.M.M. (Beginn: 19.30 Uhr), Details unter: www.kommpost.mariazell.at
Weitere Informationen: www.nbw.at