Theater Center Forum: Ein glanzvoller „Käfig“ mit Komik und Tiefgang

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Zwischen Streit und Versöhnung: René Rumpold und Johannes Terne als Albin/Zaza und Georges (Foto: Rolf Bock)

Mehr als 20 Jahre lang durfte das Theaterstück „Ein Käfig voller Narren“ zugunsten des gleichnamigen Musicals in Österreich nicht gespielt werden, doch der Neuen Bühne Wien mit ihrem Leiter Marcus Strahl gelang es, sich die Rechte für eine Wiederaufführung zu sichern.

Strahl hat das tragikomische Stück von Jean Poiret aus dem Jahr 1973, das fünf Jahre später mit Ugo Tognazzi und Michel Serrault von Édouard Molinaro verfilmt wurde, mit viel Witz und feinen Pointen inszeniert, ohne aber die ernsthafte Ebene der Komödie aus den Augen zu verlieren.

Nach über 20 Jahren Beziehung mit Georges, dem Besitzer des Nachtclubs „Der Narrenkäfig“, muss Albin erfahren, dass seine Anwesenheit im trauten Heim kurzfristig unerwünscht ist: Georges’ Sohn Laurent, der aus einer einzigen flüchtigen Affäre seines Vaters mit einer Frau entstammt, möchte heiraten, und aus diesem Anlass haben sich die Eltern seiner Verlobten, Muriel, zu einem Kennenlernbesuch angesagt. Muriels Familie ist allerdings äußerst konservativ und rückwärtsgewandt, und sofort müssen Maßnahmen ergriffen werden, um Muriels Eltern ein traditionelles Familienleben vorgaukeln zu können. Zurück bleibt ein zutiefst gekränkter Albin, der – immerhin war er an Laurents Erziehung maßgeblich beteiligt – die gemeinsamen Wertvorstellungen verraten sieht. Nicht unerwartet läuft das Aufeinandertreffen der Elternpaare völlig aus dem Ruder, und das Chaos gewinnt Oberhand.

Poirets Stück wirft – bei aller Heiterkeit – die Frage auf, inwieweit es ratsam ist, sich von gesellschaftlichen Konventionen unter Druck setzen zu lassen, oder doch zu den Tatsachen zu stehen, auch wenn dies mit Nachteilen verbunden ist. Strahl balanciert hier sehr geschickt die einzelnen Szenen zwischen großer Komik und heiterer Tiefgründigkeit aus.

Ein fulminantes Finale mit Gesang und Tanzeinlage setzt dem gelungenen Abend die Krone auf. (Foto: Rolf Bock)

Als Paar, das schon viele Höhen und Tiefen miteinander durchlebt hat, brillieren Johannes Terne und René Rumpold: Ersterer als Georges, der als Nachtclubbesitzer die Launen seines Ensembles ertragen muss und als liebender Vater Muriels Eltern Unwahrheiten bis zur Selbstverleugnung vorspielt. Rumpold glänzt als zart besaiteter Albin, der als Zaza auf der Bühne des „Narrenkäfigs“ formvollendet die Diva gibt, privat aber oft mit Georges in Streit gerät, vor allem dann, wenn er sich unversehens als „Onkel“ seines Ziehsohnes ausgeben muss. Mit Bravour lotet Rumpold die charakterlichen Feinheiten Albins aus, was der Darstellung eine spannende Dimension verleiht.

Sehr überzeugend agieren auch die anderen Ensemblemitglieder: Martin Gesslbauer (dank des kunstvollen Make-ups kaum erkennbar) mimt eine kapriziöse Mercedes, Georg Hasenzagl und Bettina Schawarz geben ein charmantes und sehr verliebtes junges Paar, Richi Kuong sorgt als Haushaltshilfe Jacob für großes Amüsement, Gregor Viilukas hat als kunstsinniger Metzger (großartig jene Szene, in der der er seine Kunden Georges und Albin in die Geheimnisse der perfekten Fleischzubereitung einweiht) die Lacher auf seiner Seite, Doris Richter-Bieber und Toni Bieber fallen als biederes Elternpaar gekonnt aus allen Wolken, und Leila Strahl versucht als Laurents engagierte Mutter Simone im Sinne ihres Sohnes zu vermitteln, was jedoch nur weitere Komplikationen mit sich bringt.

Martin Gesslbauers Bühnenbild wartet mit originellen Details auf und verdient eine genauere Betrachtung (bei der Premiere wurde es nach der Pause, als sich das bunte Wohnzimmer in eine streng-konservative Umgebung verwandelt hat, mit Szenenapplaus bedacht), die prächtigen Kostüme von Christine Zauchinger passen perfekt ins Geschehen. Ein fulminantes Finale mit Gesang und Tanzeinlage setzt dem gelungenen Abend die Krone auf. Absolut sehenswert!

Gespielt wird von 12. bis 17. und 27. bis 31. Dezember (täglich außer sonntags und montags) im Theater Center Forum (9., Porzellangasse 50), Beginn: jeweils 19.30 Uhr.

Weitere Informationen: www.theatercenterforum.com

Weitere Termine: www.nbw.at