Theater Center Forum: Lauter liebenswerte Exzentriker in der „Pension Schöller“

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„Pension Schöller“ im Theater Center Forum: Robert Kolar, Alois Frank, Anna Sophie Krenn, Wilhelm Prainsack, Stephan Paryla-Raky, Eva-Christina Binder, Victor Kautsch (Foto: Robert Peres)

Ein Dauerbrenner aus dem Lustspiel-Genre präsentiert sich in neuem Gewand: Stefan Vögel (geboren 1969 in Bludenz/Vorarlberg) hat sich dem altbewährten Lustspiel „Pension Schöller“ von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs angenommen und es mit Schwung in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts gehievt. Inszeniert wurde die beliebte Komödie pointenreich von Nici Neiss für die Neue Bühne Wien (Gesamtleitung: Marcus Strahl), die damit derzeit im Theater Center Forum Station macht.

Solcherart einladend und mit rustikalem Charme herausgeputzt (Bühnenbild: Martin Gesslbauer), erwartet die Café-Pension Schöller in Wien ihre Gäste. Und diese präsentieren sich durchwegs liebenswert-schrullig: die die männlichen Pensionsgäste bezirzende Schriftstellerin Ida, der wunderliche Vogelkundler auf Weltreise, Professor Bernardi, sowie der cholerisch veranlagte Major Rupf, den niemand auf seine unehrenhafte Pensionierung ansprechen darf. Rührend um seine Gäste bemüht ist der Hotelier, Herr Schöller, mit seinen beiden Töchtern Maria und Therese. Zweitere möchte so gerne Schlagersängerin werden, um durch das Singen ihren Sprachfehler (sie kann kein „l“ aussprechen) zum Verschwinden zu bringen, erstgenannte gibt sich als Mann aus – einerseits um die Karriereleiter zügiger emporklettern zu können, aber auch um dem ihr unsympathischen Studienkollegen Alfred eher aus dem Weg zu gehen. Denn dieser ist – so will es der Zufall – der Neffe von Ladislaus Klapproth, einem wohlhabenden Landgutbesitzer, der in ein Sanatorium investieren möchte und deshalb den kecken Alfred ersucht, ihm ein solches zu zeigen, um sich dann bei diesem finanziell zu revanchieren. Und so führt der Neffe seinen Onkel hinters Licht und stellt ihm die Pensionsgäste als Bewohner einer Einrichtung vor.

Das glänzend spielende Ensemble (in Kostümen von Petra Teufelsbauer) wirbelt – auch bei den Gesangs- und Tanzeinlagen – über die Bühne, dass es eine wahre Freude ist. Stephan Paryla-Rakys Ladislaus lässt sich von seinem Neffen grandios einen Bären aufbinden und treibt selbst so manchen Schabernack, bekommt es aber dann mit der Angst zu tun, sobald er auf die exaltierten Gäste trifft. Wilhelm Prainsacks Alfred hat den Schalk im Nacken sitzen, narrt seinen Onkel mit Hingabe und ist auch sonst um keine Ausrede verlegen. Eva-Christina Binder als Therese und Anna Sophie Krenn als Maria/Mario sind ein reizendes Schwesternpaar – grandios gelingt es Binder, den „Sprachfehler“ beizubehalten und ihrer Therese sehnuchtsvolle Züge zu verleihen, schließlich zieht es sie, die im Betrieb des Vaters als Kellnerin arbeitet, auf die Bühne. Krenn bezaubert als Mario, der zuerst den arroganten Kommilitonen Alfred an der Nase herumführt und dann als Maria doch noch zarte Bande mit ihm knüpft. Alois Frank spielt den gestrengen Vater, der seine liebe Not mit dem Betrieb hat und gerne mit seiner verstorbenen Frau spricht – zur großen Verwunderung von Herrn Klapproth. Robert Kolar mimt eine herrlich exaltierte Ida, die immer auf der Suche nach guten Geschichten ist und dabei die Nerven der anderen Pensionsgäste über die Maßen strapaziert. Victor Kautsch gibt einen sympathisch verschrobenen Vogelkundler mit amerikanischem Akzent, Gerhard Karzel hat als aufbrausender Major viele Lacher auf seiner Seite.

Die Frage, was oder wer „normal“ oder eben nicht „normal“ ist, wird auf sehr charmante und höchst unterhaltsame Art und Weise aufgeworfen. Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch bei den liebenswerten Exzentrikern!

„Pension Schöller“ von Stefan Vögel: Zu sehen bis 28. Dezember 2024 im Theater Center Forum (Forum I), Porzellangasse 50, 1090 Wien, Beginn jeweils: 19.30 Uhr. Silvester-Vorstellungen am 31. Dezember um 17 und 20 Uhr.

Weitere Informationen: www.theatercenterforum.com