Walter Hasenclevers Komödie „Ehen werden im Himmel geschlossen“ hat Gertraud Frey für das Theater Experiment, das heuer sein 60-jähriges Bestehen feiert, stimmungsvoll auf dessen Bühne gebracht. Dabei greift die Gattung „Komödie“ doch fast ein wenig zu kurz: Hasenclever handelt substanzielle Themen wie Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit, basierend auf den Konventionen seiner Zeit (das Stück wurde im Jahre 1928 uraufgeführt), auf heiter-philosophische Weise ab.
Mit seinem Vierakter erntete Hasenclever großen Erfolg, sah sich jedoch mit einer Anzeige wegen Gotteslästerung konfrontiert. In seiner Komödie lässt Hasenclever ein himmlisches Team – Gott, Petrus und Magdalena – für Ordnung im Paradies sorgen. Der Schöpfer, der nur mehr seine Ruhe vor den unberechenbaren Menschen haben will und endlich in Pension gehen möchte, wird von Magdalena überredet, drei Selbstmördern – einer Frau und zwei Männern, die wegen Liebeskummer aus dem Leben geschieden sind – eine zweite Chance zu geben. Allerdings rechnen weder Gott noch die beiden Heiligen mit den Gemütsbewegungen der drei Individuen…
Frey inszeniert mit viel Witz und Scharfblick für Pointen. Als charmant-lebenslustige Magdalena zieht sie die Fäden hinter den Kulissen und sorgt dafür, dass die drei Ankömmlinge, nachdem sie den Schöpfer von ihren Plänen überzeugen konnte, in neuen Konstellationen wieder auf die Erde zurückgesandt werden. Wunderbar besetzt sind auch ihre beiden Mitstreiter: Fritz Wickenhauser als verständnisvoller Himmelsvater, der sich nach einigem Bedenken auf das Wagnis einlässt, und Erwin Bail als penibler Petrus, der sich gerne an seine Vorschriften hält, sorgen für subtilen Humor.
Junge Talente zeigen alle Facetten ihres Könnens
Bekannt ist das „Experiment“ auch dafür, immer wieder jungen Talenten, die alle Facetten ihres Könnens ausspielen dürfen, eine Bühne zu bieten: Stefanie Elias ist eine bezaubernde Rénee, einmal kokett, ein anderes Mal den Wirrnissen eines harten Alltags ausgeliefert, sowie Tobias Reinthaller als Tonio, der zwischen Liebenswürdigkeit und Eifersucht changieren darf.
Konrad Lusenberger als Felix und Dritter im Bunde, der den Rückweg auf die Erde antreten darf, ist zuerst ein vordergründig gelassener Ehemann, später ein hitzköpfiger Nebenbuhler. Köstlich, im „Jenseits“ agierend: Andrea Schwent als kecke Zofe im Engelskostüm.
Sehr geschmackvolle Kostüme, der Entstehungszeit des Stückes angepasst, hat Barbara Langbein für das gesamte Ensemble entworfen. Ein Glanzstück für sich ist das Bühnenbild von Erwin Bail: Auf der kleinen Bühne des Theaters hat er gleichsam zwei Ebenen, durch einen Vorhang getrennt, aufgebaut. Auf einem Podest agiert das himmlische Team, dem blauen Himmel mit weißen Wolken greifbar nahe, in einem gemütlich arrangierten Paradies mit biedermeierlich anmutenden Möbeln, einem Frisiertisch, Radio und Mokka-Service. Auf der unteren „Etage“ spielt sich das weltliche Geschehen ab, großartig gelungen ist Bails stilisierte Holzkonstruktion eines Autos.
Das überraschende, pointierte Ende wird hier natürlich nicht verraten – wer sich Hasenclevers kluge Lebensbetrachtungen anschauen möchte, hat noch bis 7. Mai dazu Gelegenheit. Gespielt wird im Theater Experiment (9., Liechtensteinstraße 132) dienstags bis samstags, Beginn ist jeweils um 20 Uhr.
Weitere Informationen: www.theater-experiment.com