René Heinersdorff (geboren 1963 in Düsseldorf) ist ein routinierter und ideenreicher Komödienautor, führt drei Bühnen in Düsseldorf (das Theater an der Kö hat er 1994 gegründet), Köln und Essen – und eines seiner Erfolgsstücke, „Sei lieb zu meiner Frau“, steht derzeit auf dem Spielplan der Komödie am Kai: Stimmungsvoll und temporeich inszeniert von Sissy Boran, ist ihr mit diesem herrlichen Verwirrstück um zwei Ehepaare auf delikaten Abwegen ein wahrer Glücksgriff gelungen.
Oscar platzt in das Büro von Karl, dem toughen Zeitungsherausgeber, und wartet mit ungeheuerlichen Neuigkeiten auf: Nicht nur, dass er, Oscar, längst von der Affäre seiner Frau Sabrina mit Karl weiß – nein, Oscar fordert Karl regelrecht auf, sich als Liebhaber ins Zeug und mehr Romantik an den Tag zu legen, damit Sabrina wieder aufblüht und der Haussegen nicht mehr schief hängt. Andernfalls würde Oscar Karls Gattin Mona von dessen Seitensprüngen informieren, und somit bleibt dem geplagten Karl nichts weiter übrig, als sich Oscars Ansinnen zu fügen. Doch damit beginnen die Turbulenzen erst: Beide Frauen führen eigene Pläne im Schilde, und im Nu trifft man einander auf den Balkonen zweier benachbarter Hotelzimmer in Istanbul wieder…
Pointierte Dialoge und sehr viel Situationskomik hat René Heinersdorff in sein Stück verpackt, die dem vierköpfigen Ensemble in Sissy Borans spritziger Inszenierung alle Möglichkeiten gibt, seine komödiantischen Talente unter Beweis zu stellen. Christian Spatzek kommt als gönnerhafter Karl schneller in die Bredouille als er zu glauben vermag – großartig verkörpert er Karls Metamorphose vom knallharten Medienmanager zu Oscars kleinlautem Komplizen wider Willen, der sich von seiner außerehelichen Beziehung zunehmend gestresst fühlt. Michael Duregger sorgt als listiger Oscar, dessen raffiniertes Vorhaben auf wackeligen Beinen steht, für Humor. Als Karls souveräne Gattin Mona imponiert Irene Budischowsky, die wiederum entspannt die Zweisamkeit mit dem jüngeren Oscar – einem Mann ohne Vergangenheit, wie sie glaubt – genießt. Julia Resinger gefällt als charmante, zuweilen resolute Sabrina, die auch beruflich mit Karl verbandelt ist und sich von ihm zu einem Trip an den Bosporus verführen lässt.
Siegbert Zivny hat ein vielseitiges Bühnenbild geschaffen, das sich mit wenigen Handgriffen der Mitwirkenden im Nu vom Managerbüro in unterschiedliche Wohn- und Hotelzimmer samt zugehöriger Balkone verwandeln lässt. Wer wissen möchte, welche Haken die amüsante Handlung schlägt und wie es beiden Paaren gelingt, die verzwickte Situation zu meistern – dem sei ein Besuch in der Komödie am Kai wärmstens empfohlen!
„Sei lieb zu meiner Frau“ steht noch bis 21. April auf dem Spielplan der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29), zu sehen täglich außer sonntags und montags (Beginn: 20.15 Uhr).
Weitere Informationen: www.komoedieamkai.at, Karten unter: tickets@komoedieamkai.at