Wie stellt man eine Produktion in Krisenzeiten auf die Bühne, in denen der Härtefallfonds bei vielen (selbstständigen) Kulturschaffenden zum Tragen kommt und man dennoch der Theaterliebe frönen möchte?
Voilà, Caroline Athanasiadis (die eine Hälfte der Kernölamazonen) und Erich Furrer machen es vor! Inszeniert von Gabriela Benesch auf rasant komische, abenteuerlich mitreissende Art, präsentiert das phänomenale Duo die größte Liebesgeschichte der Welt frei nach William Shakespeare, „Julia und Romeo (sic!) – dumm gelaufen!“ aus der Feder von Erich Furrer.
Und was da geboten wird, lässt das Publikum fast atemlos zurück: Athanasiadis und Furrer schlüpfen nahezu im Sekundentakt in die unterschiedlichsten Rollen, Autor Furrer hat dazu (beinahe) das gesamte Figurenpersonal in sein Stück miteinbezogen. Keinesfalls wird aber einfach so darauflos geblödelt: Jeder einzelne Charakter erhält seine eigene Körpersprache, die perfekt die ganze Inszenierung hindurch beibehalten wird und exzellent zum Ausdruck kommt.
Gleich zu Beginn wird gerappt: „Die da“, nach dem 90er-Jahre-Hit der Fantastischen Vier, führt in die Handlung ein. Sehr passend übrigens, besteht ja auch Romeos Clique, wie die Zuschauer nach und nach erfahren, durch die Bank aus coolen Socken. Eine Massenschlägerei darf dabei nicht fehlen, die von den beiden Schauspielern mit großem Witz umgesetzt wird. Zwischendurch wird immer wieder einmal gesungen (beispielsweise „Lady Sunshine & Mister Moon“), was der Handlung eine feine Dynamik verleiht.
Im Grunde genommen spielen Athanasiadis und Furrer ein Stück im Stück, wenn sie sich gegenseitig Regieanweisungen geben. Höchst vergnüglich mutet die Diskussion zwischen Beiden an, wenn es um die Darstellung eines eines ästhetischen Bühnentods geht. Und die Spielfreude ist Athanasiadis und Furrer anzumerken, wenn sie als Julias Mutter mit Wiener Salondialekt spricht oder als Benvolio jugendliche Coolness (cool wirkt dabei auch Athanasiadis‘ Bühnenoutfit in Rot und Schwarz, mit rotem Stirnband und ebensolchen Sneakers) zur Schau stellt und er als Julias Vater seine Gattin mit Machogehabe als „Schatzibatzi“ tituliert oder als Amme Amelie über die Bühne tänzelt. Höchst präzise läuft hier jede Geste ab, jeder Handgriff sitzt perfekt.
Fazit: Ganz großes (Bühnen-)Kino, fantastisch gespielt und inszeniert!
„Julia und Romeo – dumm gelaufen!“: 19. bis 23. September 2020 in der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29), Beginn jeweils: 20.15 Uhr (Ausnahme Sonntag, Beginn: 18 Uhr). Weiterer Spieltermin im Metropol am 27. Oktober 2020, Beginn: 19.30 Uhr.
Weitere Informationen: www.beneschfurrer.com, www.komoedieamkai.at, Karten unter: tickets@komoedieamkai.at