„Hotel Mama“ in der Komödie am Kai: Trautes Heim mit Hindernissen

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„Hotel Mama“ wird zum Tollhaus für Nesthocker (v. l.): Lara Neversal, Ralph Saml, Anke Zisak, Oliver Roitinger, Felix Millauer, René Huget (Foto: Komödie am Kai)

Trautes Heim, Glück allein! Diese Devise scheint Georg und Helene ins Gesicht geschrieben, schließlich ist der Tag gekommen, an dem auch der jüngste Sprössling das Elternhaus verlässt. Robert, 19 Jahre jung, zieht nach Zürich, um dort an der ETH zu studieren, seine beiden älteren Brüder sind bereits längst flügge: Daniel, der Älteste, und schon um die 30, hat in Berlin beruflich Fuß gefasst, Michael wiederum studiert und forscht im britischen Oxford.

So weit, so gut, denken sich die Eltern. Doch kaum ist der Jüngste mit Sack und Pack Richtung Schweiz aufgebrochen, fallen die beiden älteren Söhne wieder ins elterliche Domizil in Mödling ein. Denn Daniel hat Eheprobleme und wurde von seiner Frau hinausgeworfen, wohingegen Michael das nasskalte Klima in England vorschützt, um seine Rückkehr ins Elternhaus zu rechtfertigen.

Aus der Traum von der trauten Zweisamkeit, von erholsamen Auszeiten im Spa, und ganz besonders für Helene ist die Situation höchst unerfreulich, schließlich wollte sie endlich ihrer Selbstverwirklichung Ausdruck verleihen und ihre Karriere als Malerin vorantreiben. Was folgt, ist eine Reihe an kleineren und größeren Katastrophen und der Einzug einer neuen, sehr jungen Mitbewohnerin, bis Mama Helene eines Tages der Geduldsfaden reisst und sie die Flucht ergreift…

Der US-amerikanische Autor Lawrence Roman (1921-2008) hat die Thematik der späten Nestheimkehrer in ein höchst amüsantes Stück mit dem Titel „Hotel Mama“ verpackt, das Sissy Boran und Andrea Eckstein an der Komödie am Kai inszeniert haben, mit viel Schwung und rasanten Tür-auf-Tür-zu-Auftritten und -Abgängen in einer stilvoll-gemütlichen Wohnzimmeratmosphäre (Bühnenbild: Siegbert Zivny).

Das Ensemble versteht es perfekt, die zahlreichen Pointen in diesem generationenübergreifenden Bühnenspaß geschickt auszuspielen. Anke Zisak ist eine hinreissende Helene, die sich zwar ihren wohlverdienten Freiraum wünscht, allerdings lieber ihren Gatten vorschickt, damit dieser den Sprösslingen die Leviten liest. Ralph Saml glänzt als verständnisvoller Georg, der einige Anlaufschwierigkeiten zu meistern hat, bevor er sich endlich durchringt, mit seinen Söhnen Klartext zu reden.

Lara Neversal ist eine entzückende Josephine, genannt Josy, die – aus komplizierten Familienverhältnissen stammend und flüchtig bekannt mit dem jüngsten Abkömmling Robert – sogleich in dessen Zimmer einzieht und für allerlei Furore in der WG sorgt. Oliver Roitinger, René Huget und Felix Millauer mimen grandios das sensible Brüder-Trio, das es meisterlich versteht, die Bequemlichkeiten des Elternhauses in vollen Zügen zu genießen und die eigene, spärlich vorhandene Problemlösungskompetenz an die Eltern zu delegieren: Roitinger als Daniel, dem seine Ehefrau wegen eines Gspusis die Koffer vor die Tür gestellt hatte und der dennoch gleich mit Josy anbandelt, Huget als intellektueller Mathematiker Michael, der die Küche seiner Eltern gerne als Raum für brandgefährliche Experimente zweckentfremdet, und schließlich Millauer als Robert, der auf der Suche nach einem Zahnarzt doch wieder im Schoß der Familie gelandet ist.

Wer wissen möchte, ob es den Eltern gelingt, die Söhne doch noch zum Auszug zu überreden, wohin Mama Helene zwischenzeitlich geflohen ist, und warum plötzlich sogar der Verkauf des Familiendomizils zur Diskussion steht, der sollte sich dieses vergnügliche Stück keinesfalls entgehen lassen!

„Hotel Mama“: bis 25. Mai in der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29), zu sehen täglich außer Sonntag und Montag, Beginn jeweils: 20.15 Uhr.

Weitere Informationen: www.komoedieamkai.at, Karten unter: tickets@komoedieamkai.at

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