
Michaels 50er steht vor der Tür, und Gattin Christiane hat die perfekte Party für ihn geplant: Das Wohnzimmer ist liebevoll dekoriert, das Geburtstagsmenü ist so gut wie fertig, und die beiden engsten Freunde – das Ehepaar Evelyn und Gerald – werden jeden Moment erwartet. Doch die Stimmung des Geburtstagskindes könnte getrübter nicht sein: Eben hat Michael erfahren, dass ihn die Unternehmensleitung in Altersteilzeit schicken will, obwohl dies erst ab 55 möglich wäre. Michael, so meinen die Vorgesetzten, wäre nicht mehr am Puls der Zeit. An Feiern ist somit nicht mehr zu denken, zudem verfällt der Jung-Pensionist umgehend in hektische Betriebsamkeit: Das ehemalige Kinderzimmer des Sohnes (und angehenden Mediziners) Lukas wird zum Fitnessraum umgebaut, und fortan bewegt sich der frischgebackene 50er zwischen Rennrad, Laufband und Rudergerät. Die Ernährung wird umgestellt, und überhaupt trotzt Michael nach Kräften dem Älterwerden. Doch auch bei Christiane, Evelyn und Gerald scheint sich etwas verändert zu haben, und so finden sich alle vier urplötzlich in einem neuen Lebensabschnitt wieder…
„Es ist nur eine Phase, Hase“ lautet der Titel des Bestsellers des deutschen Autoren-Duos Maxim Leo (* 1970 in Berlin) und Jochen Gutsch (* 1971 ebendort), das Stefan Vögel (* 1969 in Bludenz) zu seinem gleichnamigen Stück umgearbeitet hat. Für die Komödie am Kai hat sich Rochus Millauer des Stoffes dieses „Trostbuches für Alterspubertierende“ (so der Untertitel des Werkes) angenommen und diesen mit einem wunderbaren Ensemble sehr greifbar und pointiert inszeniert. Leopold Selinger verkörpert den in seinen Grundfesten erschütterten Michael mit der ganzen Bandbreite zwischen Schockzustand und Rastlosigkeit, das Gefühlschaos des unfreiwillig in den Vorruhestand Geschickten nimmt man ihm wirklich ab. Eszter Hollósi beindruckt als Christiane mit einer sehr nuancierten Darstellung der einerseits vor den Kopf gestoßenen Ehefrau, die vom Benehmen ihres Gatten völlig irritiert ist, ihm andererseits aber auch Stütze sein möchte, um die neuen Zustände erst einmal bewältigen zu können.
Großartig agiert Robert Mohor als Gerald, der das krasse Gegenteil seines Freundes Michael darstellt: Zwar ist er noch immer fest in seiner maskulinen Existenz verankert, doch bröckelt zusehends (und glaubwürdig für das Publikum) Geralds machohafte Fassade, wenn seine Frau Evelyn ihn vor vollendete Tatsachen stellt. Denn auch sie schafft Fakten und bricht zu neuen Ufern auf, indem sie sich einen Liebhaber aus Griechenland zulegt – woraufhin Gerald Zuflucht bei Michael und Christiane sucht. Sehr überzeugend mimt Natascha Shalaby hier einen resoluten, selbstbewussten Frauencharakter mit der Fähigkeit zur Selbstreflexion. Zwischen all diesen Verwirrungen behauptet sich Lukas, der Sohn des Hauses, mit seiner wissenschaftlichen Expertise als abgeklärter Jung-Arzt, den Lukas Meier sehr plausibel darstellt. Martin Gesslbauer hat die Bühne mit einem schicken Wohnzimmer samt eleganter Couch und ebensolchem Sideboard ausgestattet, von Petra Teufelsbauer stammen die dazu passenden Kostüme.

Insgesamt präsentiert sich das Stück als sehr ansprechende und höchst amüsante Auseinandersetzung des facettenreichen Themas Midlife-Crisis. Bei all den gut gesetzten Pointen aber bleibt die Frage offen, ob es sich bei der „Alterspubertät“ wirklich nur um eine Phase handelt. Die Antwort darauf zu finden, bleibt jedem selbst überlassen…
„Es ist nur eine Phase, Hase“: Bis 17. Mai 2025 in der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29), Dienstag bis Samstag (Beginn: 20 Uhr) sowie Sonntag, 11. Mai 2025 (Beginn: 16 Uhr).
Weitere Informationen: www.komoedieamkai.at, Karten unter: tickets@komoedieamkai.at