„Ein Mords-Sonntag“ als mörderisches Vergnügen in der Komödie am Kai

Veröffentlicht von
Komödie am Kai: Rafael Witak, Doris Weiner, Ulli Fessl in (Foto: Komödie am Kai)
Komödie am Kai: Rafael Witak, Doris Weiner, Ulli Fessl in „Ein Mords-Sonntag“ (Foto: Komödie am Kai)

Zwei Schwestern, ein Inspektor und ein Häuschen auf dem Land, in dem sich die Langeweile gnadenlos ausgebreitet hat: Helene und Clarissa, ein ungleiches Duo, sind verzweifelt auf der Suche nach Abwechslung. Ein Zeitungsbericht über das Verschwinden einer Frau aus der Nachbarschaft kommt da gerade recht! Helene als treibende Kraft verfällt auf die Idee, der Polizei ein Geständnis zu übermitteln, dass sie die gesuchte Dame auf dem Gewissen hätten, und tatsächlich taucht im Nu Inspektor Schatz auf, um den beiden Schwestern auf den Zahn zu fühlen. Welch grandioses Durcheinander an Verwicklungen dann seinen Lauf nimmt, lässt sich zu Beginn des Stückes kaum erahnen, deshalb soll hier auch nicht allzu viel über die Handlung verraten werden…

Fest steht: „Ein Mords-Sonntag“, eine kriminelle Komödie des französischen Autors Jack Jaquine (1925–2017), ist ein Feuerwerk an Pointen und überraschenden Wendungen. Sissy Boran und Andrea Eckstein haben das Stück für die Komödie am Kai eingerichtet und inszeniert und damit einen echten Glücksgriff gelandet. Im herrlich biederen Bühnenbild von Martin Gesslbauer, der von der gestreiften Tapete über den Schaukelstuhl und die Stehlampe auf jedes Detail geachtet hat, agiert ein wunderbares Ensemble (Kostüme: Petra Teufelsbauer).

Ulli Fessl bezaubert als listige Helene, die ihrer Schwester Clarissa in fürsorglicher Hassliebe zugetan ist und einen wahrlich ausgetüftelten Plan geschmiedet hat, um ein wenig Schwung in ihren tristen Alltag zu bringen. Mit großartiger Mimik und ebensolcher Lebendigkeit gestaltet sie ihre Rolle als Initiatorin eines Katz-und-Maus-Spiels. Doris Weiner steht ihr als zurückhaltendere Clarissa aber um nichts nach. Als ängstlich-naivere der beiden Schwestern, die Trost bei einer Puppe sucht, agiert Weiner mit vortrefflich gespielter kindlicher Unbedarftheit, doch so harmlos wie sie wirkt, ist Clarissa auch wieder nicht. Ihnen zur Seite steht – hervorragend – Rafael Witak, der als Inspektor für frischen Wind im Haus der beiden Schwestern sorgen soll und dabei sowohl Pechvogel als auch Drahtzieher sein darf.

Die Inszenierung spielt gekonnt mit Motiven aus „Was geschah mit Baby Jane?“ und „Arsen und Spitzenhäubchen“ und verbindet Krimi-Spannung mit reichlich schwarzem Humor. Der stetig tropfende Regen als Geräuschkulisse trägt wesentlich zur dichten Atmosphäre bei. Fazit: große Schauspielkunst, die man tunlichst nicht versäumen sollte. Unbedingte Empfehlung!

„Ein Mords-Sonntag“: Bis 21. Juni 2025 in der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29) sowie von 29. August bis 14. September 2025, jeweils Dienstag bis Samstag (Beginn: 20 Uhr), sowie Sonntag, 14. September 2025 (Beginn: 16 Uhr).

Weitere Informationen: www.komoedieamkai.at, Karten unter: tickets@komoedieamkai.at

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert