Komödie am Kai: Lodernde Eifersucht auf drei Etagen

Veröffentlicht von
web_eifersucht0900
Drei Bewohnerinnen eines New Yorker Hochhauses streiten sich um einen Mann (v. l.): Dany Sigel als Helen, Bernadette Mezgolits als Iris und Melanie Waldbauer als Yana (Foto: Komödie am Kai)

Drei Frauen, drei Stockwerke, ein Mann: Die drei weiblichen Charaktere in Esther Vilars Komödie „EiferSucht“ wohnen zwar im selben Haus (in unterschiedlichen Etagen), kennen einander aber nicht persönlich. Ihre Gemeinsamkeit: Laszlo, erfolgreicher Rechtsanwalt, Mitte 50.

Laszlo ist mit seiner gleichaltrigen Berufskollegin Helen (beide wohnen im 24. Stock eines Hochhauses in New York City) verheiratet. Mit Yana, einer Architektin aus dem 30. Geschoß, hat er ein Verhältnis. Die Lage spitzt sich zu, als auch noch Iris, Yoga-Lehrerin und Studentin der Indologie aus dem 19. Stock, auf der Bildfläche erscheint.

Der Titel des Stücks ist Programm: Rasende Eifersucht lodert zwischen den Frauen – Helen ist eifersüchtig auf die rund 15 Jahre jüngere Yana, und diese wiederum spuckt Gift und Galle in Richtung der Mittzwanzigerin Iris. Der Kreis schließt sich, als Iris entdeckt, dass sie außer Yana auch noch eine andere Konkurrentin hat.

Wortgefechte via E-Mail in geschliffener Sprache

Das Stück ist dramaturgisch bemerkenswert aufgebaut: Die beteiligten Damen treffen zu keinem Zeitpunkt aufeinander, sondern kommunizieren ausschließlich per E-Mail – als Montage einzelner Monologe – untereinander. In der ursprünglichen Version des Werks von Esther Vilar (geboren 1935 in Buenos Aires/Argentinien), das im Jahre 1999 in Düsseldorf uraufgeführt wurde, kamen noch Faxmitteilungen zum Einsatz.

Sie schenken einander nichts, dennoch setzen die Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs in ihren Nachrichten, trotz vieler Verunglimpfungen und bei aller Dramatik, stets auf messerscharf geschliffene Sprache. Während Vilar das Thema Eifersucht in allen Facetten ausleuchtet, bleiben die Figur des Laszlo und dessen Standpunkt zu den Liebeswirrnissen im Dunkeln.

Zum Auftakt der 35. Spielsaison der Komödie am Kai hat Erich M. Wolf Esther Vilars Drei-Personen-Stück sehr dynamisch und stringent inszeniert, in einem erst zwei-, dann dreigeteilten Bühnenbild von Siegbert Zivny. Helen und Yana, beide geschmackvoll gewandet (Kostüme: Barbara Langbein), verfassen ihre E-Mails auf trendigen Marken-Notebooks, während Iris zum stylishen Tablet greift. Erstgenannte agiert vom noblen Schreibtisch aus, Yana hingegen von der eleganten Chaiselongue, die Jüngste macht es sich in ihrer Sitzecke gemütlich.

Es ist ein großes Vergnügen, den drei grandiosen (und exzellent aufeinander eingespielten) Darstellerinnen zuzusehen: Dany Sigel gibt als lebenskluge und scharfsinnige Helen ihrer Gegenspielerin Yana vortrefflich Konter, Melanie Waldbauer mimt die anmaßende Statistikexpertin Yana mit viel Verve, und Bernadette Mezgolits überzeugt als arglose Iris, die jegliches Besitzdenken in Sachen Zweisamkeit großspurig kritisiert. Ein sehenswertes Damen-Trio am Rande des Nervenzusammenbruchs!

„EiferSucht“ steht noch bis 1. Oktober auf dem Spielplan der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29), zu sehen  jeweils dienstags bis samstags (Beginn: 20.15 Uhr).

Weitere Informationen: www.komoedieamkai.at