Damit hat er nicht gerechnet: Frauenversteher Andreas, der seine Liebste mit einem romantischen Candlelight-Dinner samt Heiratsantrag überraschen möchte, fällt aus allen Wolken, als ihm seine Lebensgefährtin Laura eröffnet, befördert worden zu sein.
Die perfekte Beziehung auf Augenhöhe ist im Nu ramponiert, zumal sich Andreas selbst Hoffnungen auf den Posten in der Top-Etage gemacht hat und Laura zudem auch noch ein Vielfaches von seinem Gehalt verdienen wird. Und für Andreas ganz besonders desaströs: Laura muss sich auf Geheiß der Firmenleitung dazu verpflichten, ihren Kinderwunsch auf Jahre hinaus zu verschieben. Ärger zwischen den beiden ist somit vorprogrammiert.
Just zu diesem unpassenden Zeitpunkt statten sowohl Andreas’ wie auch Lauras Mutter ihren Sprösslingen einen Besuch ab. Unterschiedlicher könnten die beiden Damen nicht sein: Die Dozentin für Gender-Studies trifft auf die zum dritten Mal verehelichte Zahnarztgattin.
Doch so verschieden die 68er-Feministin einerseits und die Ehefrau mit einem Faible für Shopping-Touren andererseits zwar sind, bilden sich dennoch unerwartete Allianzen zwischen den Müttern. Und so lernt Laura in einem Crash-Kurs für sie völlig unbekannte Seiten des Frau-Seins kennen, während Andreas, der nach einem Delirium erst nach und nach seine Sinne wiedererlangt, die Welt nicht mehr versteht…
Vergnügliches Wetteifern um die Beziehungshoheit
John von Düffel, Jahrgang 1966, hat aus Esther Vilars Buch „Der dressierte Mann“, das im Jahr 1971 veröffentlicht wurde und für heftige Kontroversen sorgte, eine leichtfüßige Komödie (uraufgeführt im Düsseldorfer Theater an der Kö im Jahr 2011) kreiert. Sissy Boran und Andrea Eckstein haben das Werk für die Komödie am Kai adäquat bearbeitet, und auch 40 Jahre nach dem gesetzlichen Ende der „Hausfrauen-Ehe“ lässt das Stück noch Raum zum Nachdenken, sorgt aber gleichermaßen für gepflegtes Amüsement.
Schwungvoll und originell hat Sissy Boran das vergnügliche Wetteifern um die Beziehungshoheit inszeniert, in der Ausstattung von Barbara Langbein (Kostüme) und Siegbert Zivny (Bühnenbild) agiert ein hervorragendes Ensemble, dem die Spielfreude deutlich anzumerken ist.
Bernadette Mezgolits begeistert als selbstbewusste Powerfrau Laura, für die ein Gehaltsunterschied zwischen den Partnern kein Thema ist und die sich energisch gegen die Einmischung ihrer Mutter in sämtlichen Stilfragen stellt. Ebenso beeindruckt Rafael Witak als Andreas, der nur allzu gerne den Kochlöffel schwingt, im Spannungsfeld zwischen Lebensgefährtin, Mutter und Schwiegermutter in spe steht und mit allen dreien seine liebe Not hat.
Ulli Fessl brilliert als Zahnarztgattin Konstanze und Mutter von Laura, die an der Lebensführung ihrer Tochter kein gutes Haar lässt und sich ungefragt in deren Haushaltsbelange einmischt, ebenso grandios agiert Eva Agai als emanzipierte Gender-Forscherin Elisabeth, die sich mit Lauras Mutter verbündet und Andreas rundweg auf die Palme bringt.
Eine sehr charmante Produktion mit augenzwinkerndem Tiefsinn, die für feine Unterhaltung sorgt!
„Der dressierte Mann“ steht noch bis 8. April auf dem Spielplan der Komödie am Kai (1., Franz-Josefs-Kai 29), zu sehen jeweils dienstags bis samstags (Beginn: 20.15 Uhr).
Weitere Informationen: www.komoedieamkai.at