Sechs SchauspielerInnen, fünf Holzbretter, jede Menge Körpereinsatz und reichlich Humor – das sind die Ingredienzen von Julian Friedrichs’ Stück „Tristan Isolde Desaster“ (frei nach Joseph Bédiers „Roman von Tristan und Isolde“), das das Ilios Théâtre in einer Inszenierung von Marie-Therez Lorenz zur Aufführung gebracht hat.
Der Mythos von Tristan und Isolde bildet gleichsam die Basis für sämtliche Dichtungen über die romantische Liebe in der westlichen Welt, die beiden ältesten erhaltenen romanartigen Fassungen stammen aus dem zwölften Jahrhundert von den Autoren Thomas d’Angleterre und Béroul. Das Stück fächert Liebe in all ihren Facetten auf und lässt sich von einer tiefenpsychologischen Analyse der Materie – Romantik geht nicht selten mit Tragik und Verzweiflung einher – inspirieren. Grandiosen Wortwitz zeichnet Julian Friedrichs’ Bearbeitung des Stoffes auf, der in der Gegenwart verortet wurde: Der Sprößling eines Schweizer Schokoladenherstellers verstrickt sich in eine komplizierte Liebesgeschichte mit zwei Frauen, die sich bis nach Südamerika verzweigt.
Augenfällig ist die Ästhetik des Stücks, das Regisseurin Marie-Therez Lorenz auf faszinierende Art und Weise und beeinflusst von Jacques Lecoqs Theatersprache auf die Spielfläche des Wiener Off-Theaters gezaubert hat. Das sechsköpfige Ensemble – Viktoria Hillisch, Sofie Pint, Marion Steinbach, Klemens Dellacher, Santo-Pablo Krappmann und Benjamin Petermichl – schlüpft mit großer Dynamik in die unterschiedlichsten Rollen und kreiert mit den fünf verschieden großen Holzbrettern das Universum von Tristan, Isolde, ihren Mitstreitern und Widersachern.
Die Holzbretter sind dabei Requisiten und Bühnenbild (Bühne, Ausstattung, Kostüm: Luisa Fillitz) zugleich. Regisseurin Lorenz ist eine bildstarke Inszenierung mit großartigen Effekten gelungen – beispielsweise, wenn das Ensemble mit den Brettern eine Musikband darstellt oder ein überdimensionales Telefon läuten lässt. Eine äußerst präzise Choreografie ist hierbei vonnöten und wird perfekt ausgeführt. Markus Zahrl erschafft mit einer Vielzahl von Instrumenten die opulente Tonspur zur Inszenierung, besonders das Hang verleiht dem Stück eine beinahe mystische Atmosphäre. Zu dieser tragen auch die ausgeklügelten, vielfältigen Lichtstimmungen (Katharina Mackowiak) bei.
„Tristan Isolde Desaster“ wurde mit dem zweiten Preis der Jury bei den Heidelberger Theatertagen 2017 ausgezeichnet.
Weitere Informationen: www.iliostheatre.com