Zwei junge Künstlerinnen suchen ihren Weg: Jessica und Olivia, beide Mitte 20, die eine Schauspielerin, die andere Schriftstellerin, ringen um ihren Durchbruch in der Kulturbranche. Jessica bekommt die Chance auf eine Hauptrolle in einem Spielfilm, Olivias Roman könnte von einem namhaften Verlag auf den Markt gebracht werden.
Beide stehen kurz davor, die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen, doch ihre Erwartungen werden empfindlich gedämpft: Jessica soll, um die Rolle zu ergattern, sich von einer „sexyeren“ Seite zeigen, Olivia hingegen wird geraten, sich ein männliches Pseudynom zuzulegen, um ihr Werk, einen Horrorroman, besser verkaufen zu können.
In raschen Szenenfolgen erlebt das Publikum den Entwicklungsverlauf der beiden Künstlerinnenbiografien – vom Casting, bei dem Jessica, die ihren einstudierten Monolog präsentieren möchte, auf ihre Körpermaße reduziert wird, und vom Vorstellungsgespräch im Verlag, bei dem Olivia erklärt wird, dass Horrorromane doch ein eher untypisches Genre für Autorinnen wären. Und so gleiten die beiden Charaktere von einer skurrilen Situation zur nächsten: Zwischen Konkurrenzdruck, finanziellen Engpässen und gehobenen Ansprüchen an das eigene Wirken werden beide Künstlerinnen aufgerieben, und es gilt, den jeweils adäquaten Weg aus der verfahrenen Situation zu finden.
Mit einem gerüttelt Maß an Selbstironie blicken die beiden Macherinnen hinter dem Stück „The Struggling Life of an Artist“ – es stammt aus der Feder von Xiomara Meyer, inszeniert wurde es von Tamalynne Grant, zur Uraufführung gelangte es im „Spektakel“ – weitsichtig und scharfsinnig auf ihre Branche. Nahezu unglaublich erscheint es, dass sich seit Mary Shelleys Zeiten dahingehend kaum etwas geändert haben soll, insofern, als dass die Schöpferin des „Frankenstein“-Romans diesen unter einem Pseudonym veröffentlichte und auch Jung-Autorin Olivia bei ihrem Roman dazu geraten wird.
Auch darstellerisch überzeugt das Duo auf der Bühne: Tamalynne Grant verkörpert die Schauspielerin Jessica, Xiomara Meyer die Schriftstellerin Olivia. In autobiografisch inspirierten Monologen, Dialogen und adäquat ins Geschehen integrierten Songs (Musik/Kompositionen: James Cottriall, Mark Peter Royce) manövrieren sich die beiden Charaktere durch die Mühseligkeiten ihres Berufsalltags, zwischen fordernden Telefonaten mit der Agentur und Sprachbox-Nachrichten von der Verwandtschaft, die – man will sie keinesfalls enttäuschen – zudem ja auch noch Geld in die künstlerische Ausbildung des Nachwuchses gesteckt hatte. Geschickt wird der Bühnenraum mit wenigen Versatzstücken genützt – Sessel, Tisch und ein Türrahmen reichen, um die Wohnung der beiden oder ein Büro-Ambiente darzustellen.
Und über all dem stellt sich die Frage, wieweit es angemessen ist, (sinnvolle) Kompromisse einzugehen oder, um der Kunst willen, seinen eigenen Weg zu verfolgen und Träume auch zu leben. Eine sehr gelungene Produktion, die auf heiter-kritisch-ironische Art zu beeindrucken vermag!
Hitting Heads Productions: „The Struggling Life of an Artist“, 1. bis 26. August 2019, Edinburgh Fringe Festival
Informationen: www.hittingheadsproductions.com