
Willi Hauptmann ist ein Mitarbeiter alten Schlages: zuverlässig, anpackend und dem Unternehmen stets loyal verbunden gewesen. Aus dem halbrunden Jubiläum seiner Firmenzugehörigkeit will er auch keine große Sache machen, schließlich gehört er quasi zum Inventar. Seine beiden Mitarbeiter überraschen ihn mit einem Umtrunk, und während im kleinen Kreise gefeiert wird, öffnet Willi ein Kuvert: Doch nicht nur die erwartete Gratulation der Unternehmensleitung samt Treuebonus ist darin enthalten, sondern auch – ein Kündigungsschreiben. Willi rächt sich auf seine Art und Weise – ihm kommt das Missverständnis zugute, dass er mit einem Großinvestor verwechselt wird, und im Nu sitzt er im Chefsessel, mit zwei „Beratern“ an seiner Seite.
„Global Player“, eine Komödie aus der Feder von Stefan Vögel (geboren 1969 in Bludenz), feierte in der Freien Bühne Wieden ihre österreichische Erstaufführung. Vögel thematisiert mit beißender Kritik die Welt korrupter Wirtschaftsspitzen und lässt seinen Protagonisten den Spieß umdrehen: Sehr gefinkelt geht Willi Hauptmann vor, wenn er den Geschäftsleiter und die Marketing-Expertin an der Nase herumführt und ihnen vorgaukelt, der heißersehnte Geldgeber zu sein. Reinhard Hauser hat das pointenreiche Stück sehr dynamisch im Bühnenbild von Martin Gesslbauer inszeniert. Die Komödie mit ihren lebendigen Dialogen steigert sich zur Satire, wenn der Autor die komplett gegensätzlichen Sphären seiner präzise gezeichneten Charaktere aufeinander prallen lässt.

Die rasante Handlung des Stücks wird hervorragend vom Ensemble mitgetragen: Allen voran glänzt Alfons Noventa mit seiner Darstellung des bodenständigen und umsetzungsstarken Mitarbeiters Willi Hauptmann, der sich raffiniert zur Wehr setzt, als ihm übel mitgespielt wird. Keinesfalls will er zum alten Eisen gezählt werden und findet in seinen beiden Mitarbeitern Manni und Pauli zwei treue Mitstreiter, sehr überzeugend von Wilhelm Prainsack und Florian Sendlhofer dargestellt. Gemeinsam setzen sie Willis listige Idee um, sich als Berater auszugeben. Großartig agieren Andreas Roder und Felicitas Lukas als das Gegenspieler-Duo in Person des aalglatten, kaltschnäuzigen Geschäftsführers Dr. Kloibner und der nicht minder skrupellosen und ihren Chef anstachelnden Marketing-Spezialistin Dr. Schmitt, die beide in die eigene Tasche wirtschaften wollen. Birgit Wolf beeindruckt als leicht schusselige Chefsekretärin Ulrich, die sich mit ihrem langjährigen Kollegen Hauptmann sukzessive solidarisiert. Stefanie Gutmann als kompetente Kommissarin und John Fricke als mysteriöser Fensterputzer komplettieren das Ensemble.

Stefan Vögels Stück „Global Player“ kann mit Augenzwinkern als gutherzige Parabel über den nicht zu unterschätzenden Einfallsreichtum der vermeintlichen Underdogs in unserer heutigen Wirtschaftswelt interpretiert werden. Sehenswert!
„Global Player“ von Stefan Vögel: Gespielt wird bis 5. April 2025 in der Freien Bühne Wieden (4., Wiedner Hauptstraße 60b), Beginn jeweils: 19.30 Uhr.
Weitere Informationen: www.freiebuehnewieden.at