Freie Bühne Wieden: Von der Unberechenbarkeit des Lebens

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Michaela Ehrenstein und Reinhard Hauser liefern einander als Claire und Arthur einen verbalen Schlagabtausch mit Tiefgang. (Foto: Rolf Bock)

Jim Morrison führt die beiden in einem Hotel in Amsterdam zusammen: Arthur und Claire, die aus unterschiedlichen Gründen ihrem Leben ein Ende setzen wollen, beziehen Tür an Tür ihre Zimmer. Durch die laute Musik aus dem Nebenraum genervt, stellt Arthur seine Zimmernachbarin zur Rede.

Schnell wird beiden klar, dass sie den jeweils anderen davon abhalten wollen, das Vorhaben in die Tat umzusetzen – was aber angesichts der eigenen Beweggründe nicht so einfach funktionieren will: Claire hat einen familiären Schicksalsschlag erlitten, Arthur ist unheilbar krank.

Doch es gelingt Claire, den ehemaligen Lehrer, der extra nach Amsterdam gereist ist, um in einer Sterbeklinik seinen Abschied von der Welt zu nehmen, zu einer Stadtführung zu überreden. Die beiden verbringen den Abend und die Nacht miteinander, um dann zu erkennen, dass das Leben mitunter die eine oder andere Kurve einschlägt – und die Liebe unberechenbar ist.

Das vordergründig für eine Komödie eher untypische Thema hat Stefan Vögel in seiner Komödie „Arthur & Claire“, die in der Freien Bühne Wieden zur Uraufführung gelangte, in bewegende wie humorvolle Szenen verpackt. Das Stück kratzt dabei auch nie an der Oberfläche, Vögel gelingt die Gratwanderung zwischen Tiefgang und Komödie perfekt.

Regisseur Helmuth Fuschl hat mit seinem Ensemble – Michaela Ehrenstein, Reinhard Hauser und Wilhelm Prainsack – ganze Arbeit geleistet. Fuschl gelang es dabei, die vielen Zwischentöne, die die fortschreitende Handlung mit sich bringt, mit den Schauspielern meisterhaft herauszuarbeiten.

Michaela Ehrenstein ist eine durch und durch lebensbejahende Claire, der es gelingt, den verzweifelten Arthur auf ihre Seite zu ziehen. Reinhard Hauser überzeugt als ehemaliger Lehrer, der mit Claires Unterstützung sogar seine lasterhaften Familienverhältnisse wieder einigermaßen bereinigt. Wilhelm Prainsack schlüpft in die Rolle von Arthurs Sohn David und stellt dabei glaubhaft dar, wie eine Versöhnung zwischen Vater und Sohn gelingen kann.

Das Timing passt, die Pointen sitzen, Ehrenstein und Hauser sind perfekt aufeinander eingespielt. Erwin Bail hat ein praktikables, detailreiches Bühnenbild beigesteuert. Ein starkes Stück, das es sich anzusehen auf jeden Fall lohnt!

Gespielt wird noch bis 12. März, dienstags bis samstags, jeweils um 19.30 Uhr.

Weitere Informationen: www.freiebuehnewieden.at