„Eine Romanze der Macht“ lautet der Untertitel des biografischen Theaterstückes „Eva und Juan Perón“, des neuen Bühnenwerks von René Rumpold, das derzeit in der Freien Bühne Wieden zur Uraufführung gelangt.
Wenig Romantisches hat Rumpold in sein Stück verpackt, vielmehr ist ihm ein präzise gezeichnetes Charakterporträt zweier Machtmenschenschen gelungen, die auf einander angewiesen sind, vorrangig, um die eigene Karriere zu forcieren.
Zu den beiden titelgebenden Charakteren hat René Rumpold zwei Figuren erschaffen, die gleichsam als Gegenpole zueinander stehen: Eine Touristin, die das Evita Museum in Buenos Aires besucht und voll Bewunderung für die ehemalige First Lady Argentiniens ist, trifft dort auf einen ungehobelten Mitarbeiter, der deren kultische Verehrung für Eva Peron rundweg ablehnt.
Der Museumsangestellte legt der Besucherin, die Evita frappant ähnlich sieht, seine Sichtweise dar – zwei einander ebenbürtige Ehepartner, beide gierig, den Weg nach ganz oben zu beschreiten, gelangen mit eisernem Willen und Kalkül an die Macht. Eva Perón, aus einfachen Verhältnissen stammend und ursprünglich Schauspielerin und Radio-Star, gelang es, die Massen zu begeistern, indem sie sich für die Rechte der Unterprivilegierten einsetzte – auch noch zu einem Zeitpunkt, als sie bereits von einer Krebserkrankung schwer gezeichet war. Juan Perón profitierte von der außerordentlichen Beliebtheit seiner Gattin, gewann im Februar 1946 die Präsidentenwahl und schaffte auch die Wiederwahl fünf Jahre später.
Michaela Ehrenstein und René Rumpold brillieren in den streiflichtartigen kurzen Szenen, die in rascher Abfolge einmal im Museum spielen, dann wiederum die Wortwechsel des Ehepaars Perón präsentieren, und die Vera Bernhauser sehr stringent in Szene gesetzt hat (Kostüme: Barbara Langbein). Bernhauser setzt ganz auf die Stärke des Textes und spielt auch mit der Neugier des Publikums, wenn Rumpold als Museumsmitarbeiter allmählich ein Objekt nach dem anderen – Fotos, Gemälde und sogar eine Totenmaske (Anfertigung: Andreas Moravec), allesamt mit weißen Leintüchern zugedeckt – enthüllt.
„Eva und Juan Perón“ ist ein packendes Stück Zeitgeschichte, das deutlich aufzeigt, wie Machtstrukturen errichtet und aufrecht erhalten werden können. Auch bei dieser Produktion lohnt es sich unbedingt, das Programmheft näher in Augenschein zu nehmen, liefert es doch profund recherchierte Hintergrundinformationen zur historischen Einbettung des Themas. Eine sehr empfehlenswerte Inszenierung, die auch Geschichtsinteressierte für sich einnehmen wird!
Gespielt wird von 5. bis 8. April in der Freien Bühne Wieden (4., Wiedner Hauptstraße 60b). Weitere Termine: 18./19./20. und 24./25./26./27. April, Beginn: jeweils 19.30 Uhr.
Details unter: www.freiebuehnewieden.at