Ensemble21 mit „Cissy & Hugo a Caracas“: Musikalische Reminiszenzen an ein großes Künstlerpaar

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Foto: Ensemble21
„Cissy & Hugo a Caracas“: Rita Luksch und Georg O. Luksch zeichnen den gemeinsamen musikalischen Lebensweg von Cissy Kraner und Hugo Wiener nach. (Foto: Ensemble21)

„Ich wünsch’ mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“ ist jenes Lied von Cissy Kraner, an das ich mich am besten zurückerinnern kann. Oftmals habe ich sie und ihren Ehemann Hugo Wiener in meiner Jugend im Fernsehen erlebt, sie als Sängerin und ihn am Klavier, Cissy Kraner begleitend.

Wie reich und vielfältig aber das musikalische Vermächtnis des Künstlerpaares ist und wie tragisch und turbulent ihr gemeinsamer Lebensweg vor und während des Zweiten Weltkrieges ausgesehen hat, das kann man derzeit im Rahmen der aktuellen Produktion des Ensemble21 „Cissy & Hugo a Caracas“ erleben.

Gleich vorweg: Hier wird keine Kopie des künstlerischen Werks geboten, sondern Rita Luksch und Georg O. Luksch nähern sich dem Thema und den Protagonisten mit Respekt, Wertschätzung und ihrer ganz eigenen Interpretation. Rita Luksch verkörpert die Diseuse auf sehr charmante Art und Weise, verleiht der jungen Cissy, die eigentlich Gisela heißt, selbstbewusste, ein wenig aufmüpfige Züge, um sie in späteren Jahren als gereiften Charakter mit hoher Resilienz zu zeigen. Georg O. Luksch, der Multiinstrumentalist, schlüpft in die Rolle ihres Ehemannes Hugo Wiener, der Piano spielt und darüber hinaus, wie in allen Produktionen, einen eigenen Klangkörper für das Stück kreiiert. Auf eine Videowand wird eine Collage aus Fotos und Bewegtbildern (Erich Heyduck) aus dem Wien der Vor- und Nachkriegszeit projiziert, Kritiken sowie Dokumente aus dem Familienarchiv, die der ganzen Inszenierung ein historisches Fundament und eine optisch eindringliche Wirkung verleihen.

Das Publikum lernt die junge Cissy Kraner kennen, als sie 1938 auf der Flucht nach Südamerika „ihren“ Hugo Wiener kennenlernt. Noch im selben Jahr gastieren sie in Bogotá und gehen gemeinsam auf Tournee durch ganz Kolumbien. In Caracas, der Hauptstadt von Venezuela, eröffnen Kraner und Wiener 1943, nach ihrer Hochzeit, eine Bar, die den beiden Künstlern nach Anlaufschwierigkeiten einen sicheren Hafen und Auftrittsmöglichkeiten verschafft. Hugo Wiener schreibt „seiner“ Cissy die mehrsprachigen Chansons quasi auf den Leib, die bis heute mit zeitlos-ironischer Schärfe für Unterhaltung sorgen. Bis zur Rückkehr nach Wien 1948 vergehen zehn Jahre, in denen das Duo auch mit großer Trauer um verstorbene oder im KZ ermordetet Familienmitglieder umzugehen lernen muss.

Im Kabarett Simpl waren Cissy Kraner und Hugo Wiener lange Jahre Ensemblemitglieder, sehr präsent auch auf vielen anderen Theaterbühnen und im Fernsehen. Rita Luksch nähert sich dem Werk von Cissy Kraner und Hugo Wiener mit großer stimmlicher Präzision, Georg O. Luksch musiziert Evergreens wie „Der Novak lässt mich nicht verkommen“ oder „Der Vamp von Favoriten“ mit großer Verve und lässt sie unvergänglich wirken. Insgesamt ist „Cissy & Hugo a Caracas“ ein historisch profund recherchiertes, schauspielerisch, gesanglich und musikalisch sehr gelungenes Werk, das dem Publikum zwei große Künstlerpersönlichkeiten näher bringt und sie für die Gegenwart höchst lebendig und relevant erscheinen lässt – in einer geglückten Mischung aus Humor, Tiefgang und berührenden Momenten! Große Empfehlung!

Ebenso ans Herz gelegt sei die zugehörige CD, die um 15,- Euro (zuzüglich Versandkosten) erhältlich ist. Zu bestellen unter: kontakt@ensemble21.at

Ensemble21 mit „Cissy & Hugo a Caracas“: 1., 2., 10., 11. November 2025 in der TheaterArche, Münzwardeingassse 2a, 1060 Wien, Beginn: jeweils 19.30 Uhr.

Weitere Informationen zu allen Spielterminen: www.ensemble21.at

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