Herbert Steinböck feierte heuer im Februar sein 60. Wiegenfest und präsentierte aus diesem Anlass sein neues Kabarettprogramm mit dem kurzen und bündigen Titel „Ätsch“: Gleich zu Beginn überrascht Steinböck sein Publikum mit der Nachricht, dass er bei seiner Geburt vertauscht wurde, immerhin teilte ihm der KAV diesen Sachverhalt per Brief mit. Doch mit wem wurde Steinböck als Baby vertauscht? Zahlreiche prominente ’58-Jahrgänge kämen in Frage: Wolfram Pirchner? Prince? Oder gar Michael Jackson? Zwischen Reminiszenzen an den Puch 500, mit dem die Familie zur Oma ins Waldviertel fuhr, und die PEZ-Automaten seiner Kindheit macht Steinböck einen Schwenk und breitet skurille Welten, in denen kuriose Charaktere zu Wort kommen, vor den Zuschauern aus.
Ein Tischler aus Kärnten erhält einen Anruf aus einem Sarg, der darin Eingeschlossene wähnt sich auf dem Wiener Zentralfriedhof und bittet den Handwerker-Profi, dass er ihn befreien möge. Der rüpelhafte Chef des Golf GTI-Clubs Atzgersdorf, langhaarig und mit Tatoos übersät, sinniert vor einer Kindergruppe über das Tieferlegens eines Dreirades. Oder der Weinexperte, der sein Credo „Spucken statt schlucken“ bei einem Verkostungsseminar selbst nicht ganz ernst nimmt, lässt sich von seiner Freude am Qualitätsprodukt mitreißen. Hier schöpft Steinböck aus dem Vollen: Er kreiert ein sehr facettenreiches Panoptikum an unterschiedlichsten Figuren, allesamt sehr präzise gezeichnet und großartig verkörpert – damit liefert der Kabarettist Schauspielkunst vom Feinsten. Zudem wurden auch die Pointen perfekt eingebaut, grandios gestaltet sich die Auflösung der Episode mit dem Anruf aus dem Sarg.
Zum anderen fordert der ehemalige AHS-Lehrer für Deutsch (und Geschichte) sein Publikum mit einem gegenderten Märchen über eine strohdumme Prinzessin. Hier gilt es, mitzudenken und mitzuarbeiten, was eine „Siebse“ sein könnte, und darüberhinaus stellt sich die Frage: Wie werden eigentlich „Mannerschnitten“ gegendert? Dann teilt Steinböck auch noch Seitenhiebe gegen geizige All-Inclusive-Urlauber aus, sehr amüsant stellt er ein altes Ehepaar auf der Heimfahrt vom Club-Urlaub dar. Ein paar Wuchtel-Reime dürfen da nicht fehlen. Und zu guter Letzt fegt der Kabarettist auch noch als Michael Jackson (Steinböck deklariert sich als großer Fan des Superstars) über die Bühne.
Gemeinsam mit seinem Regisseur Gerold Rudle ist Herbert Steinböck ein dramaturgisch stringentes, sehr witziges Programm gelungen, mit perfektem Timing und gelungenen Pointen. Heute ist der erste Tag des restlichen Lebens – diese Weisheit gibt Steinböck seinem Publikum noch mit auf den Weg. In diesem Sinne: carpe diem, hingehen und anschauen!
Spieltermine in Wien: 26./28./29. November im CasaNova (Beginn: jeweils 19.30 Uhr)
Weitere Informationen: www.herbertsteinboeck.com, casanova-vienna.at