Diesen Beitrag habe ich aus mehreren Gründen verfasst: Mein letzter Eintrag liegt schon rund zwei Monate zurück – für ein Weblog eine unglaublich lange Zeit! Es war somit „höchste Eisenbahn“, wieder einmal etwas Kreatives zu produzieren. Außerdem möchte ich einer möglichst breiten Leserschaft von meiner jüngsten kulturellen Entdeckung berichten.
Und nicht zuletzt nehme ich zum ersten Mal an einer Blogparade teil, die von der Garchinger Kunsthistorikerin und Social-Media-Expertin Tanja Praske veranstaltet wird. Ihr Aufruf dazu hat mich über Twitter erreicht. Die Idee hinter dieser Blogparade: Blogger vernetzen sich untereinander und eröffnen einander neue (kulturelle) Horizonte.
Mein Kulturausflug, über den ich hier erzählen möchte, hat im Rahmen des jüngsten „Tages des Denkmals“ stattgefunden. Er führte mich in den ersten Wiener Bezirk, in die Annagasse. Dort, auf Hausnummer 3, befindet sich ein Architektur-Juwel der besonderen Art: Im Souterrain des Annahofes, wo heute Markensportschuhe verkauft werden, war ab dem Jahr 1910 ein Theater beheimatet.
Im Jahr 1894 wurde das Gebäude von den berühmten Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer errichtet. Erst ein mehrstöckiges Revuetheater, wurde das Gebäude später durch das Einziehen einer Betonzwischendecke gleichsam „geteilt“: Oben wurde getanzt (heute befindet sich dort ein Fast-Food-Lokal), unten Theater gespielt.
Hans Moser trat im Jahr 1911 im „Max und Moritz“-Theater auf, in den zwanziger Jahren wurde das „Boulevardtheater“ von Fritz Grünbaum geleitet und ab dem Jahr 1933 von Sándor Rott als „Theater der Komiker“ betrieben. Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte der Annahof eine wechselvolle Geschichte: Fatty George eröffnete im Jahr 1955 einen Jazz-Klub, und verschiedene Tanzlokale nahmen ihren Betrieb auf.
Wer das ehemalige „Boulevardtheater“ besuchen möchte, hat dienstags und donnerstags um 14 Uhr im Rahmen einer Gratis-Führung (oder gegen Voranmeldung) dazu Gelegenheit. Der Betreiber des Schuh-Stores, Michael Klier, ließ mittels aufwendiger Detailarbeiten die Papiertapeten von Otto Prutscher originalgetreu restaurieren. Aber nicht nur deshalb ist dieser Theaterkeller ein echtes Juwel: Alte Scheinwerfer hängen von der Decke, und von der Bühne aus erhält man einen grandiosen Blick hinein in den ehemaligen Zuschauerraum.
Für mich (die sich in ihrer Diplomarbeit mit der Theatergeschichte Wiens auseinandergesetzt hat) war die Entdeckung dieses Etablissements wirklich ein ganz besonderes Glanzlicht, zumal ich von der Existenz dieses Theaters – das muss ich ehrlich gestehen – bis dato nichts gewusst hatte. Umso größer war die Überraschung, als ich im Programmfolder des „Tages des Denkmals“ davon las. Wer also Theaterluft schnuppern und einen facettenreichen Abriss über die Theatergeschichte dieser Stadt vermittelt bekommen möchte, sollte unbedingt in der Annagasse 3 vorbei schauen!
Informationen: www.artandstyle.at
Liebe Anja,
boah, wie cool und aber auch schade. Als ich den Blogpost aufrief und den Blog-Titel „Minger und Mehr“ sah, dachte ich, cool, jetzt kann ich etwas spannendes hier in Minger aufsuchen … dann lese ich Wien. Nun, das dauert wohl länger, bevor ich dahin komme. Wenn ich aber irgendwann wieder einmal da bin, werde ich das Schuhgeschäft auf jeden Fall aufsuchen und das garantiert nicht wegen meines Schuhticks.
Spannend, wobei ich dort sehr gerne ein Theaterstück sähe. Vielen herzlichen Dank für deinen #KultTipp und auch den Hinweis, dass du auf die Blogparade via Twitter gekommen bist. Ich hoffe sehr, dass hier eine Blogger-Vernetzung stattfindet. In mein Feedly wirst du jedenfalls eingespeist.
Von der Theaterwelt weiß ich zu wenig, schön dass jetzt mit dir drei Theater-Tipps dabei sind. Kommentiere und diskutiere mit Ihnen, denn das ist auch die Chance einer Blogparade: Ihr sitzt alle im selben Boot, habt eine gemeinsame Leidenschaft, das Brennen pro Kultur, also, einfach darauf los und bitte mehr schreiben #BloggerverrücktemitwenigZeit.
Herzlich,
Tanja
Liebe Anja,
welch schöne Entdeckung. Ich liebe historische Theaterorte.Man riecht dort förmlich die Energien, mit denen die Künstler sich in ihre Arbeit gestürzt haben, oft unter widrigen Umständen.
Wenn es denn mal klappt mit meinem Wien-Besuch, ist dein Tipp auf jeden Fall auf der must-visit-Liste.
Danke dafür und liebe Grüße
Birgit