„The Last Five Years“: Szenen einer Ehe als konzertantes Kammerspiel

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Caroline Frank und Drew Sarich verkörpern ein junges New Yorker Künstlerpaar und liefern eine fulminante darstellerische Leistung ab. (Foto: Raimund Appel)

Musical, einmal nicht auf der großen Bühne, sondern im Veranstaltungsaal des „Brick 5“, der mit einem intimen, fast wohnzimmerartigen Charakter aufwartet: Ebendort hat Joanna Godwin-Seidl mit dem „Vienna Theatre Project“ eine konzertante Aufführung von Jason Robert Browns „The Last Five Years“ als atmosphärisch dichtes, mitreissendes Kammerspiel inszeniert.

Zwei Hocker, ein Klavierschemel – mit einfachster Szenerie kreiert Godwin-Seidl ein Maximum an Atmosphäre und setzt dabei ganz auf das Können und die Ausstrahlung der beiden grandiosen Gesangsprofis.

Caroline Frank (die für die erkrankte Ann Mandrella kurzfristig eingesprungen ist) und Drew Sarich verkörpern das junge New Yorker Künstlerpaar Cathy und Jamie, das sich im Laufe von fünf Jahren ver- und wieder entliebt.

Brown zeigt Szenen einer Beziehung, später Ehe, vom Kennenlernen hin zum überschwänglich vorgebrachten Heiratsantrag bis zur Trennung des Paares. Während Cathy ihre Geschichte separat als Rückblende erzählt, schildert Jamie seine eigene Version chronologisch – lediglich an einem Punkt der Handlung treffen die beiden einander.

Mitreissende Musik, beeindruckende Stimmen

Caroline Frank und Drew Sarich füllen den Raum mit beeindruckenden Stimmen und halten die Spannung die gesamte, knapp zwei Stunden ohne Pause währende Aufführung aufrecht.

Frank ist eine bezaubernde, stimmgewaltige Cathy, die als Schauspielerin ihren Platz in der Branche sucht. Großartig und mit viel Humor stellt Frank Cathys Selbstzweifel bei einem Vorsprechen dar, in dem Vieles schief läuft und sie sich sogar über ihre Schuhe ärgert. Drew Sarich mimt mit unglaublicher Dynamik den aufstrebenden Jung-Autor Jamie, der es nicht verstehen kann, dass ihn seine Liebste nicht zur – für ihn so wichtigen – Verlagsparty begleiten will.

Der Funke springt definitiv ins Publikum über – nicht auch zuletzt durch die mitreissende Musik, die von drei hervorragenden Interpreten zur Vollendung gebracht wird. Birgit Zach (die auch für die musikalische Leitung verantwortlich zeichnet) am Flügel, Sarah Grubinger an der Violine und Viola sowie Matthias Bartolomey am Violoncello zaubern eine – je nach Stimmung entsprechende – furiose, aber auch gemütvolle Klangwelt in den Raum. Alles in allem: ein höchst beglückender Abend!

Weitere Informationen: www.viennatheatreproject.com