„Es ist was es ist“ im Odeon: Auf den Spuren der vielen Facetten der Liebe

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„Es ist was es ist“: Shlomit Butbul begibt sich unter der Regie von Tania Golden auf eine Spurensuche durch den Kosmos der Liebesgedichte von Erich Fried. (Foto: Andrea Peller)

Der Liebe in all ihre Facetten widmet sich Shlomit Butbul im Rahmen ihres jüngsten Projekts „Es ist was es ist“, mit dem sie derzeit im Wiener Odeon gastiert.

Butbul und Regisseurin Tania Golden haben sich auf eine Spurensuche durch den Kosmos des berühmten österreichischen Lyrikers Erich Fried begeben. Im Fokus steht die Frage nach der Wesensart dieser Emotion: Was ist eigentlich Liebe? Was macht sie mit dem Individuum in Ausnahmesituationen wie in Zeiten eines Krieges? Und wie kann wieder Frieden geschaffen werden?

Fried (1921-1988), der sein Werk mit politischem Statement verband, veröffentlichte im Jahr 1979 seine „Liebesgedichte“ in einem gleichnamigen Buch, vier Jahre später folgte die Publikation „Es ist was es ist“ mit dem berühmten Gedicht „Was es ist“.

Eintauchen in die Gefühlswelten des Dichters

Im Wiener Odeon interpretiert Shlomit Butbul eine Auswahl von Gedichten von Erich Fried, rezitiert und singt eindrucksvoll zu den grandiosen Kompositionen von Joe Pinkl und wechselt dabei auch den Blickwinkel von der Frau zum Mann.

75 dichte, packende Minuten lang taucht sie mit dem Publikum in die Gefühlswelten des Dichters ein. Butbul schöpft aus einer breiten Palette an Emotionen, ist einmal die Hoffende, Bangende, dann wiederum die Klagende, während sie – dramaturgisch perfekt umgesetzt – in Männerkleidung schlüpft und mit Mantel, Hut und Aktentasche den Bühnenraum durchschreitet.

Tania Golden hat einen sehr eindringlichen Abend inszeniert und setzt auf eine intensive Bildsprache, die auch den ruhigen Momenten gebührende Wirkung verleiht. Das – virtuos musizierende – Ensemble Fandujo (Florian Wilscher/Violine, Andreas Lindenbauer/Klarinette, Bass-Klarinette, Joe Pinkl/Posaune, Euphonium), auf einem niedrigen Podest sitzend, wechselt während der Aufführung mehrmals seine Position: Erst hinter einem Vorhang spielend, rückt es im Verlauf des Abends immer weiter in die Bühnenmitte. Die vielfältig komponierte Musik von Joe Pinkl changiert zwischen groovenden Rhythmen, dramatischen Tonfolgen und Klezmer-Klängen, die das gesprochene bzw. gesungene Wort stimmig akzentuieren.

Ein Bett (Ausstattung: Erwin Piplits), ebenfalls auf einem niedrigen, drehbaren Podest, zeigt die verschiedenen Aspekte der Gefühlswelten – einmal romantisch, mit kunstvoll drapierter Decke auf der einen Seite; Bücherstapel und Gasmasken auf der auf der anderen, unsentimentalen Seite. Sehr effektvoll wird zum Schluss ein Baldachin vom Plafond herabgelassen, der das Bett den Blicken des Publikums entzieht. Die imposanten Licht-Stimmungen (Erwin Piplits) spiegeln die jeweilige Seelenlage wider und wechseln von kraftvoll-warmer zu bedrückend-kalter Atmosphäre.

„Es ist was es ist“ ist sehens- und hörenswert: ein emotioneller Abend mit eindringlichem Spiel, gefühlsbetontem Gesang und musikalischem Hochgenuss, der dazu einlädt, sich näher mit dem Werk Erich Frieds zu befassen.

Weitere Vorstellungen am 27./28. März, 3./4./23./24./30. April sowie am 1. Mai im Odeon (2., Taborstraße 10) statt. Beginn: sonntags um 18 Uhr, montags/dienstags jeweils um 20 Uhr.

Details und Karten unter: www.odeon-theater.at

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