„Kleingeldaffäre³“ in der Freien Bühne Wieden: Ein Verhältnis mal drei

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Freie Bühne Wieden (v. l.): Anita Kolbert, Irene Budischowsky und Stephanie Fürstenberg in „Kleingeldaffäre³“ (Foto: Rolf Bock)

Drei Frauen haben einen Liebhaber. Mit „G.“ wird er abgekürzt, und es tut nichts zur Sache, ob er nun Gustav, Georg oder Gert heißt. G., der verheiratet ist, kommt auch nicht direkt zu Wort, und er bleibt auf der Bühne unsichtbar – denn das, was es über ihn zu sagen gibt, erzählen die drei Frauen, jede aus ihrer Perspektive. Aus Elfriede Hammerls Roman (erschienen im Paul Zsolnay Verlag) „Kleingeldaffäre“, in dem eine Frau aus ihrem Leben als Geliebte erzählt, hat Michaela Ehrenstein für ihr Haus, die Freie Bühne Wieden, eine Bühnenfassung erarbeitet und die Geschichte auf drei Frauen ausgedehnt. „Kleingeldaffäre³“ lässt die drei Figuren aus ihrem Beziehungsalltag mit dem Liebhaber erzählen, die – gleichsam stellvertretend für alle Geliebten – typische Situationen durchleben und mit der Zeit Erkenntnisse dazugewinnen.

Anita Kolbert, Stephanie Fürstenberg und Irene Budischowsky verkörpern diese drei Frauen auf der Bühne, die – im schicken Retrostil – zwischen weißer Anrichte, cremefarbenen Sofa und weißem Schreibtisch den Raum für die einander abwechselnden Monologe bietet. Zwischen Gurkenschälen, einem Glas Wein oder einer Flasche Sekt und dem Aufputzen des Weihnachtsbaumes reflektieren die drei Frauen ihren Beziehungsstatus, hinterfragen, ob es eventuell Chancen gab, die sie verpasst haben, und ob ein bestimmter Zeitpunkt vielleicht ideal gewesen wäre, um die Weichen anders zu stellen. Die anfänglichen Ungereimtheiten wurden verdrängt, und so viel ist klar: Eine Trennung von seiner Ehefrau kommt für G. nicht in Frage, und so bleibt der Geliebten nichts anderes übrig, sich seinem Zeitplan zu fügen. Es kränkt, wenn nicht einmal zum Geburtstag genug Zeit für ein feines Essen bleibt und der Geliebte zu Weihnachten mit seiner Familie feiert. Da sind auch die Kuverts, mit Geldscheinen gefüllt, nur ein schwacher Trost.

Ohne Selbstmitleid, dafür aber mit einiger Selbstironie analysieren die Frauen ihr Beziehungsleben und schwanken dabei zwischen Unmut, Verzweiflung und Resignation. Michaela Ehrenstein ist es gelungen, in der rund 75 Minuten dauernden Aufführung eine spannende Charakterstudie für die Bühne zu entwickeln und die vielen Facetten im Gefühlsleben einer Geliebten überzeugend herauszuarbeiten.

Das Schauspielerinnen-Trio – vorwiegend in Kostüme von unterschiedlichsten Beigetöne gekleidet – darf diese eindrucksvoll auf der Bühne ausleben: Anita Kolberts Figur weist energische Züge auf, neigt aber auch zu sympathischem Galgenhumor, Stephanie Fürstenbergs Geliebte ist eine sehr hingebungsvolle, die auch die angenehmen Seiten zu genießen weiß, und Irene Budischowskys Part ist der hintergründig-nachdenkliche Typ von Frau, die alle Register zieht, um der Beziehung neuen Schwung zu verleihen. Allen drei gemeinsam ist, dass sie keine weinerlichen Töne anschlagen, und auch der Boden unter ihren Füßen scheint ein festes Fundament zu haben. So betrachtet findet sich jede der drei Geliebten auf ihre Art mit der Situation zurecht, und es stellt sich die Frage, wer – schlussendlich – auf dem längeren Ast sitzt…

Gespielt wird noch bis 4. November in der Freien Bühne Wieden (4., Wiedner Hauptstraße 60b), Beginn: jeweils 19.30 Uhr.

Weitere Informationen: www.freiebuehnewieden.at