Cirque du Soleil mit „Amaluna“: Spitzen-Akrobatik als Gesamtkunstwerk

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„Amazonen“ am Stufenbarren: Spitzen-Akrobatik mit dem Cirque du Soleil in „Amaluna“ (Foto: Cirque du Soleil)

Weltklasse-Akrobatik, vollführt mit absoluter Körperbeherrschung und punktgenauem Timing, begleitet von rauhen Rock-Klängen in einer märchenhaft anmutenden Kulisse – das ist „Amaluna“, die 33. Produktion des Cirque du Soleil, die mit ihren 48 Artisten bis 17. April im Grand Chapiteau in Neu-Marx Station macht.

Wer schon eine oder mehrere Produktionen dieses weltumspannenden Zirkusunternehmens gesehen hat, weiß, dass hier die Perfektion auf die Spitze getrieben wird. Die einzelnen Nummern sind Teile eines bis zur höchsten Vollendung inszenierten Gesamtkunstwerks, in dem die Darbietungen – zusammen mit Bühnenbild, Kostümen und Musik – ein großes Ganzes ergeben.

In eine fantasievolle Rahmenhandlung, inspiriert von Shakespeares „Der Sturm“ und Mozarts „Die Zauberflöte“, werden die Kunststücke und die Auftritte eines hinreissenden Clown-Duos eingebettet: Auf der geheimnisvollen Insel Amaluna arrangiert Königin Prospera für ihre Tochter Miranda ein festliches Ritual aus Anlass ihres Erwachsenwerdens. Diese ist von einem jungen Mann angetan, der nach einem Sturm auf der Insel gestrandet ist, doch ihre Liebe wird zunächst einer schweren Prüfung unterzogen.

Regisseurin Diane Paulus setzt bei „Amaluna“ auf bildgewaltige Szenen, die mit einer beeindruckenden Bandbreite an Lichteffekten (Matthieu Larivée) ein imposantes Kaleidoskop an Stimmungen kreieren. Die Akrobatik vereint alles, was es an zirzensischen Künsten aufzubieten gibt: von Äquilibristik (Gleichgewichtskunst von höchster Perfektion) über Jonglage bis hin zu einer Banquine-Darbietung (Schleuder-Akrobatik). Beim Zusehen könnte man den Eindruck gewinnen, dass sämtliche physikalischen Gesetze unter der Zirkuskuppel aufgehoben wären, so behende und leichtfüßig gestaltet sich die Ausführung der einzelnen Kunststücke.

Perfekte Körperbeherrschung: „Mondgöttin“ in luftiger Höhe, „Amazonen“ am Stufenbarren

Von den beiden Einradfahrerinnen über die drei „Walküren“, die an Strapaten hängend, kraftvoll über die Zuschauer hinwegfliegen, vom Balanceakt der „Mondgöttin“ im Reifen in luftiger Höhe bis zur Gleichgewichtsdarbietung von Miranda, die auf Klötze gestützt, über einer geräumigen Wasserschale balanciert, um danach kunstvoll in diese einzutauchen – hier gerät man ob der enormen Muskelkraft und der grandiosen Körperbeherrschung unweigerlich ins Staunen.

In luftiger Höhe: singende „Mondgöttin“ im Reifen unter der Zirkuskuppel (Foto: Cirque du Soleil)

Ebenso sorgen die „Amazonen“ am Stufenbarren, die gestrandeten jungen Männer am Schleuderbrett, die in rasantem Tempo Salti vollführen oder im steilen Winkel über eine Mini-Bühne laufen, „Romeo“, der die chinesische Stange scheinbar spielerisch erklimmt (und dann mit dem Kopf voran an der Stange hinuntersaust, um sich nur wenige Zentimeter vor dem Boden wieder einzubremsen), „Cali“ mit seiner virtuosen Ball-Jonglage und die Banquine-Truppe mit ihren Luftakrobatik-Künsten für höchste Begeisterung.

Besonderen Nervenkitzel löst die „Göttin der Balance“ mit dem Bau eines Mobiles aus, das aus 13 Palmblatt-Rispen besteht und am Ende gezielt in sich zusammenfällt, als die kleinste Rispe entfernt wird – eine gleichermaßen kontemplative wie fesselnde Darbietung.

Sehr bemerkenswert auch ist die vielseitige Einsetzbarkeit der Mitwirkenden: Königin Prospera ist zugleich Sängerin der ausschließlich mit Frauen besetzten Band und spielt Cello, die „Mondgöttin“ singt sogar während ihrer Luftreifen-Darbietung.

Die Vorstellung läuft nicht in einer zirkusüblichen Manege ab, sondern auf einer podestartigen Bühne mit Drehfunktion, als Umrahmung hat Scott Pask dazu eine märchenhaft anmutende Vegetation aus Ästen und bambusartigen Gewächsen entworfen. Einen sehr rockigen, rauhen Sound (Kompositionen: Bob & Bill, Choreografie: Karole Armitage) liefern die Musikerinnen ab, die sich mitten ins Geschehen unter die Artisten mischen.

Von großem Aufwand zeugen auch Kostüme (Mérédith Caron) und Maske (Eleni Uranis). Letztere unterstreichen den märchenhaften Charakter der Show, erstgenannte bestechen durch farbenfrohen Einfallsreichtum.

„Amaluna“ wurde im Jahr 2012 in Montreal uraufgeführt und drei Jahre später erstmals in Europa gezeigt. Wien ist die 29. Station der Welttournee, und noch bis 17. April können die Höchstleitungen der Spitzen-Akrobaten im Grand Chapiteau in Neu-Marx (3., Karl-Farkas-Gasse) bestaunt werden.

Weitere Informationen und Tickets: www.cirquedusoleil.com bzw. www.oeticket.com

2 Kommentare

  1. Wen Alegria und Quidam begeistert haben (mich z. B.), der wird von dieser Show maßlos enttäuscht sein. Eine schwer verständliche, zu viel Zeit einnehmende Geschichte, laute Hardrockmusik, zwei Clowns, die gefühltermaßen eine halbe Stunde des Programms einnehmen und nicht lustig sind und ganz wenige Akrobatiknummern, zwar spektakulär, aber nichts Neues, keine Trapeznummer. Es kam mir wie ein Sparprogramm vor, vielleicht deswegen auch der hohe Frauenanteil, denn denen bezahlen sie sicher noch weniger als den Männern. Für mich hat sich Cirque du Soleil erledigt, lasse mich nicht abzocken.

    1. Aha, interessant! Ich habe auch schon vor rund 20 Jahren die Cirque du Soleil-Shows in Wien gesehen, aber „Amaluna“ hat mich – ob der großartigen Akrobatikdarbietungen, aber auch der Musik wegen – genauso begeistert wie die anderen Produktionen.

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